Leseprobe

9 geschlossener Raumbereich, bestehend aus dem Festsaal mit seiner prächtigen Stuckdecke und zwei gleichgroßen Räumen, der eine mit Zugang zum Zwinger, der andere mit Zugang zum Großen Schlosshof. Von dem Saal nur durch ein heute noch vorhandenes Gitter ge­ trennt, gab es ferner unter dem Nordwestturm des Schlosses noch ein kleines Kabinett. Nach Fertigstellung des Schlossrohbaus 1553 hatte Antonio Brocco aus Campione am Lago di Lugano mit seinen Mitarbeitern den Festsaal mit einer figurenreich-antikisierenden Stuckdecke nach modernstem italienischem Geschmack ausgestattet. Zudem wurden die Kapitelle und Basen der im Saal stehenden und auf die Wand aufgemalten Säulen mit kupfergrüner Farbe bemalt (Abb. 2). Beides zusammen gab der Raumfolge ihren heute noch seltsam klingenden, die Phantasie anregenden Namen: das Grüne Gewölbe. Als man nach dem Zweiten Weltkrieg die prunkvolle Innenarchitektur des augusteischen Barock aus konservatorischen Gründen ausbauen musste, wurden imHauptraum des Grünen Gewölbes Reste der grünen Farbe des 16. Jahrhunderts wieder sichtbar. Die »neue schatz cammer« und die Kunstkammer 1586, nach dem Tod Kurfürst Augusts, ließ dessen Sohn und Nachfolger Christian I. die Schätze und Kunstwerke, die in den letzten drei Jahrzehnten von seinem Vater erworben worden waren, neu ordnen. Eine »neue schatz cammer« war nötig geworden, und Chris- tian I. entschloss sich, den von meterdicken Wänden und durch Fenstergitter und Eisen- türen gut zu sichernden Bankettsaal im Grünen Gewölbe für die Öffentlichkeit zu sper- ren und zur kurfürstlichen »Geheimen Verwahrung«, zum sächsischen Staatstresor, um­ zuwidmen. Es war wohl Ende 1586 oder Anfang 1587, als in dem großen Saal sechs voluminöse Schränke aufgestellt wurden, die einem schnell verfassten Inventar zufolge 1 144 Kostbarkeiten aufnahmen. Aufgeführt werden Objekte der Schatzkunst und 3 Modell des Dresdner Residenzschlosses mit abnehmbaren Geschossen Blick in die Räume der kurfürstlich-sächsischen Kunstkammer im dritten Geschoss des Westflügels, Paul Buchner, kurz vor 1590 (zerstört)

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