Leseprobe

5.1 Stilistische Einordnung 45 Apsidiolen gedrungener und kleinteiliger gewirkt haben, als die Nord- und Südkonche. Während die Seitenkon- chen des Querschiffes zusammen mit der Apsis und der Vierung bei den rheinischen Kirchen einen einheitli- chen, optisch geschlossenen Bereich bilden und die drei Konchen den Chorbereich gleichsam auszeichnen,185 liegt in der Marienkirche vielmehr eine deutliche empo- renfreie Nord-Süd-Achse vor. Die drei östlichen Joche unter der Empore mit der angrenzenden Apside bilden optisch einen eigenen Raum. Ein eindeutiger Einfluss der rheinischen Dreikonchenchöre auf die Marienkirche ist deshalb nicht erkennbar. Ein vergleichbares Kapellenkranzmotiv findet sich da- gegen bei der Liebfrauenkirche in Roermond (Stiftung um 1218, Abb. 38),186 die mit den spätromanischen Kir- chen in Köln, Neuß und Bonn verwandt ist. An das Langhaus schließt sich, wie bei diesen Kirchen, eine Dreikonchenanlage an. Wie bei der Brandenburger Marienkirche gliedern sich auch in Roermond an die östliche Apsis drei niedrigere, spärlich durchfensterte Apsidiolen an. Die oberen Geschosse der seitlichen Trep- pentürme waren wohl ursprünglich oktogonal.187 Ein Abb. 35: Mailand, Grundriss von St. Lorenzo, Bauzeit drittes Viertel 4. Jahrhundert, im 12. und 16. Jahrhundert erneuert und umgebaut, Untermann 1989, S. 123, Abb. 4. Abb. 36: Mailand, S. Lorenzo, Blick von Südost, Foto: Marcus Cante (2014). Abb. 37: Köln, Grundriss von St. Maria im Kapitol, Neubau um 1040‒1069, Kubach/Verbeek 1989, S. 155, Abb. 128. 185 Vgl. Untermann 1989, S. 20. 186 Vgl. Scheja 1939, S. 64. 187  Siehe Kubach/Verbeek 1976, S. 965‒970.

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