Leseprobe
83 es auf den erhaltenen beschrifteten Papierfächern auch Zweizeiler nach Art des Disti- chons. Diese Bezeichnung wählt Mallarmé interessanterweise in seinem buchtheoreti- schen Text Quant au livre / Das Buch betreffend mit einer – ironischen – Verneinung: Im An- schluss an den bereits zitierten Satz über den »Papierflügel« schreibt er: »Aussi je crois, poète, à mon dommage, qu’y inscrire un distique est de trop« / »So glaube ich, Poet, zu meinem Schaden, daß ein Distichon darauf zu schreiben, zuviel ist.« 14 Die außerhalb der Sammlung veröffentlichten längeren Fächer-Gedichte für Ehefrau, Tochter und Geliebte sind teils Sonette, teils als Verbund von Vierzeilern gefasst. Diese insgesamt zweiund- zwanzig Gedichte verbindet, dass ihr Gattungsname Éventails / Fächer zugleich jeweils den ersten materiellen Ort ihres Erscheinens denotiert, sie sind mithin zugleich referentiell und selbstreferentiell. 15 Zudem sind in den meisten dieser Gedichte Fächer im doppelten Sinn dargestellt: Der Fächer spricht quasi selbst in der ersten Person Präsens von sich als (grammatischem) Subjekt oder wird als eigentümliches Gebilde besprochen oder viel- mehr beschrieben, insgesamt dreizehn Gedichte nutzen für diese buchstäbliche und me- taphorische Verdopplung des Fächers die Metapher des Flügels. 16 Abb. 4 Méry Laurent en kimono et tenant un éventail , undatierte Photographie
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