Leseprobe
53 HOLGER SCHUCKELT Repräsentative Geschenke aus der Zeit des Kurfürsten Johann Georg I. von Sachsen in der Dresdner Rüstkammer Geschenke spielten schon immer eine wichtige Rolle und fanden entsprechend ihres Wertes oder ihres re- präsentativen Charakters große Beachtung. Ihre Ein- bindung in das höfische Zeremoniell, aber auch die bereits seit dem Altertum beliebte Darstellung von Geschenkgaben1 unterstreichen deren hohen Stellen- wert. Gründe und Gelegenheiten für den Austausch von Geschenken waren vielfältig und reichten vom Staatsgeschenk über die Besiegelung eines Bündnis- ses, die Bekräftigung eines Ersuchens bis hin zur schlichten Ehrerweisung anlässlich von Krönungen, Huldigungen, Hochzeiten oder Taufen genauso wie alljährlich wiederkehrenden Ereignissen, unter denen Weihnachten, Neujahr und Namenstage besonders wichtig waren. Zu den Schenkungen gehörten oft- mals vergängliche Dinge wie exotische Tiere, Wein, Luxusspeisen oder Geld. Beliebt waren aber auch wertvolle Möbel und Gefäße, prachtvolle Gewänder und Schmuck. Erwähnt seien in diesem Zusammen- hang die sogenannten Gesellschaften der Kurfürsten von Sachsen.2 Der Erwerb prächtiger Kunstwerke und der Austausch von repräsentativen Geschenken sowie deren Rolle im Dienste fürstlicher Selbstdar- stellung wurden in den letzten Jahren unter verschie- denen Gesichtspunkten thematisiert und publiziert.3 Häufig standen bei derartigen Untersuchungen be- rühmte Meister oder aus edlem Material gefertigte Kunstwerke im Mittelpunkt. Prunkvolle Reitzeuge sowie reich verzierteWaffen wurden deutlich seltener berücksichtigt. In diesem Beitrag sollen einige der interessantesten Stücke von den in der Dresdner Rüstkammer schriftlich belegten bzw. verwahrten Geschenken vorgestellt werden.4 Kurfürst Johann Georg I. von Sachsen wuchs in einer Zeit auf, die sowohl für die Prunkentfaltung als auch in puncto Repräsentation von außerordent- 1 Kurfürst Johann Georg I. von Sachsen im Prunkharnisch mit der Belagerung von Bautzen im Hintergrund wohl Dresden, um 1650, Öl auf Leinwand, H. 220 cm, B. 126,5 cm, ehem. Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Rüstkammer, Inv. Nr. H 0195, Privatbesitz
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