Leseprobe
54 licher Bedeutung war (ABB. 1) . Zahlreiche Geschenke und Ankäufe ließen die kurfürstlichen Sammlungen Ende des 16. und in den ersten Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts stark anwachsen. Neben pracht vollen Gewändern, aufwendig verzierten Waffen und ausgesprochenen prunkvollen Harnischen ge- langten ebenso reich gestaltete Sättel, Schabracken und Reitzeuge aus ganz Europa und aus dem Osma- nischen Reich nach Dresden. Eine derartige standes- gemäße Ausstattung war elementar für das Idealbild des ritterlich gekleideten und ausgerüsteten Herr- schers hoch zu Ross. Bereits als Herzog vergrößerte Johann Georg (I.) die Bestände der Dresdner Rüstkammer. Von Januar 1601 bis Februar 1602 unternahm er seine Kavaliers- tour nach Italien. In den historischen Sammlungs- inventaren lassen sich insgesamt acht Prunksättel und zugehörige Reitzeuge belegen, die er aus Italien mit- brachte. Davon schenkte er seinem älteren Bruder, Kurfürst Christian II. von Sachsen, am 17.Februar 1602 einen grünen, einen roten und einen schwarzen Samtsattel mit dazugehörigen Reitzeugen, alles reich in Gold und Silber bestickt. Diese sind im Gesamt- inventar von 1606 beschrieben, wo ausdrücklich erwähnt ist, dass sie in Mailand gekauft wurden.5 Jahre später schenkte Johann Georg seinem Schwie- gersohn, Herzog Friedrich III. von Schleswig-Hol- stein-Gottorf, nach der Hochzeit mit seiner Tochter Maria Elisabeth am 16. März 1630 ein Pferd mit einem weiteren Sattel samt Reitzeug, die er auch aus Italien mitgebracht hatte.6 Die übrigen vier Garnitu- ren behielt er für sich selbst, weshalb diese zunächst in den Inventaren seiner eigenen Waffensammlung beschrieben wurden, bevor sie 1611 in die kurfürst- liche Rüstkammer gelangten.7 Erhalten haben sich davon alle vier Paar Steigbügel, zwei Paar Sporen und Teile von zwei Reitzeugen (ABB. 2) .8 Ebenfalls im Zusammenhang mit der Kava- lierstour Johann Georgs stehen zwei Prunkwaffen- garnituren der Dresdner Rüstkammer.Dabei handelt es sich um Rapier, Dolch und Beimesser, die er »in Italia stets getragenn«.9 Das zierliche, gut zu einem 16-Jährigen passende Rapier besitzt eine Klinge des Meisters Sebastian Hernandez aus Toledo. Die zweite Rapiergarnitur wurde in Mailand unter Ver- wendung von kunstvoll geschliffenem Bergkristall gefertigt und von Johann Georg während seiner Ita- lienreise gekauft. Zum Neujahrsfest 1603 schenkte er diese seinem Bruder Christian II.10 Innerhalb von fünf Jahren wurden am kursäch- sischen Hof drei große Hochzeiten gefeiert.11 Am 12. September 1602 vermählte sich Kurfürst Chris- tian II. von Sachsen mit Prinzessin Hedwig von Dänemark.12 Zwei Jahre später heiratete Johann Georg am 16. September 1604 Sibylla Elisabeth von Württemberg, die jedoch schon am 20. Januar 1606 im Kindbett starb. Darauf vermählte sich Johann Georg am 19. Juli 1607 mit Magdalena Sibylla von Preußen. Vor allem die Hochzeit von 1604 schlug sich in den historischen Inventaren der Dresdner 2 Pferd-Halskette wohl italienisch, vor 1602, von Herzog Johann Georg (I.) in Italien gekauft, Silber, vergoldet und farbig emailliert, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Rüstkammer, Inv. Nr. L 0007
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy MTMyNjA1