Leseprobe

105 1 Globuspokal mit Herkules als Trägerfigur Schenkung des Nürnberger Rates 1632 an Gustav II. Adolf von Schweden, Stockholm, Christoph Jamnitzer, Johann Hauer (Gravur), Jeremias Ritter (Vollendung), Nürnberg, 1617/18–1631, Silber, vergoldet, H. 57,8 cm, B. 21 cm, Stockholm, Husgerådskammaren, Inv. Nr. HGK SS 10 THEDA JÜRJENS Gustav II. Adolf und Christina von Schweden König Gustav II. Adolf (1594–1632) trat 1630 in den Dreißigjährigen Krieg ein. Die Landung auf Usedom am 6. Juli wurde innenpolitisch durch schwe- disch-protestantische Propaganda begleitet, sodass er in diesem Selbstver­ ständnis gestärkt als »Löwe aus Mitternacht« aufbrach, damit »unsere unter- drückten Religionsverwandten vom papistischen Joch befreit werden«.1 Nach der Verwüstung der protestantischen Hochburg Magdeburg, demMassaker an seiner Bevölkerung durch die kaiserlichenTruppen unter JohannT’Serclaes von Tilly im Mai 1631 und deren Einfall im neutralen Sachsen im September schlossen sich die letzten protestantischen Mächte im Reich Gustav II. Adolf an. Von diesem Bündnisschluss zeugt die in der Ausstellung präsentierte gra- vierte Kupferplatte (SIEHE S. 40, ABB. 11) , die die Herrscher in ziviler Kleidung mit ihren Regimentsstäben und den zugehörigen Wappen darstellt. Die im Sep- tember desselben Jahres geschlagene Schlacht bei Breitenfeld war ein furioser Erfolg des schwedisch-sächsischen Heeres gegen die kaiserlichen Truppen.2 Gestärkt durch den überragenden Sieg zog Gustav II. Adolf, stilisiert als Retter der Protestanten, erst an den Main zur Eroberung von Würzburg, dann nach Frankfurt und Mainz – wo er den Winter verbrachte – und im Frühjahr weiter durch die Pfalz in Richtung Bayern, wo er in den protestantischen Städten mit Ehren bedacht und als Erlöser von der katholischen Übermacht gefeiert wurde. Entsprechend wurde dem schwedischen Monarchen nach der Einnahme der protestantischen Stadt Nürnberg 1632 ein Geschenkensemble aus zwei kostba- ren, von Christoph Jamnitzer gefertigten Globus-Pokalen überreicht.Von diesen beiden in den Königlichen Sammlungen in Stockholm befindlichen ist der Pokal mit dem die Erdkugel tragenden Hekules in der Ausstellung zu sehen (ABB. 1) . Besonders sinnfällig: Fama als Personifikation des Ruhmes bekrönt den Pokal leichtfüßig und verkündet mit ihrem Attribut der Posaune die ruhmvollenTaten.3 Nach der Schlacht bei Rain und der Eroberung Augsburgs am 24. April 1632 erhielt Gustav II. Adolf ein weiteres kostbares Geschenk. Der Ausburger Rat hatte einen Kunstschrank des dortigen Kunstagenten Philipp Hainhofer erworben, um die Gunst des schwedischen Königs zu gewinnen und die Virtuo­

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