Leseprobe
135 1 Johann T’Serclaes Graf von Tilly B artholomäus Killian, o. J., Kupfer- stich, H. 17 cm, B. 11 cm, Burg Böhmisch Sternberg (Hrad Český Šternberk), Kat. Nr. 497/255 LENKA NEMRAVOVÁ · VITA PISAREVA Johann T’Serclaes Graf von Tilly Johann T’Serclaes Graf von Tilly (1559–1632) begann seine Soldatenlaufbahn unter spanischer Krone, danach trat er in die kaiserlichen Dienste ein. 1610 übertrug ihm Herzog Maximilian I. von Bayern die Führung der Heereskon- tingente der katholischen Liga (ABB. 1) .1 Als Feldherr der bayerischen Truppen gewann Tilly am 8. November 1620 gemeinsam mit dem kaiserlichen Feldmarschall Charles Bonaventure de Longueval die Schlacht amWeißen Berg gegen die böhmischen Stände. Zwei Jahre später triumphierte er in der Schlacht bei Höchst und eroberte Heidel- berg. Es folgten Siege in den Schlachten bei Stadtlohn (1623) sowie bei Lutter am Barenberge (1626). In dieser erfolgreichen Zeit wurde auch eine Medaille von Tilly angefertigt (ABB. 2) , auf deren Vorderseite sein Profilbild imHarnisch und auf deren Rückseite das Familienwappen zu sehen ist.2 Nach Albrechts vonWaldstein Abberufung im Jahr 1630 erhielt Tilly auch die Befehlsgewalt über die gesamte kaiserliche Armee. Am 20. Mai 1631 eroberte er Magdeburg. Seine militärischen Erfolge endeten jedoch abrupt, als auf dem Kriegsschauplatz Gustav II. Adolf erschien. Eine verheerende Niederlage erlitt Tilly am 17. September 1631 in der Schlacht bei Breitenfeld nahe Leipzig durch die vereinigten schwedisch-sächsischen Truppen.3 Am 15. April 1632 bei Rain am Lech wurde Tilly tödlich verwundet. Er starb ein paar Tage später in Ingol- stadt. In der Dresdner Rüstkammer befindet sich ein repräsentatives Objekt, das seit dem 18. Jahrhundert General Tilly zugeordnet wird. Der exklusive Stock ist eindrucksvoll mit Perlmutterplättchen in Schuppen- und Sechseck- form, die mit Silberstiften befestigt sind, verkleidet. Feine emaillierte Girlanden mit Früchten und Blumen zieren die goldenen Beschläge (ABB. 3) . Laut der ersten Erwähnung im Inventar nach 1732 gelangte dieser »Marschier Staab« 1655 in die Dresdner Kunstkammer und soll nach einer Schlacht in Breitenfeld gefunden worden sein.4 Ein Nachtrag im Inventar von 1741 nennt den »Gene- ral Tylli« als Besitzer dieses Stockes und die Schlacht bei Breitenfeld, wo der Feldherr die erwähnte Niederlage durch die protestantischen Kräfte erlitt.5
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