Leseprobe

136 Nach der Auflösung der Kunstkammer 1832 kam der Stock in die Rüstkammer, wo sich auch ein vergoldeter Degen mit vier geometrischen Instrumenten be- fand, der ebenfalls aus dem Besitz des Feldherrn stammen soll.6 Als wichtige Memorialobjekte für den entscheidenden Sieg der verbündeten protestanti- schen Heere von Schweden und Sachsen im Dreißigjährigen Krieg wurden sie in der Sammlung bis 1873 zusammen ausgestellt.7 Ein Dresdner Wappen auf der oberen Abschlusskappe verweist auf den ersten Besitzer dieses Stockes: den böhmischen Adligen Wilhelm Slavata von Chlum und Koschumberg, der das Wappen in dieser Form zwischen 1629 und 1642 führte (ABB. 4) . Die Konvertierung zum Katholizismus ermöglichte Sla- vata eine bemerkenswerte Karriere am Kaiserhof. 1618 überlebte er den Prager Fenstersturz, der zum Auslöser des Dreißigjährigen Krieges wurde. Als Oberst- kanzler hatte er seinenWohnsitz inWien, wo der Stock womöglich auch seinen Goldbeschlag erhielt. Ähnliche Beschläge zeigt ein Kommandostab, den Kaiser Ferdinand III. zum Westfälischen Frieden 1648 geschenkt bekam.8 1 Tilly hatte versichert, den Habsburgern weiterhin treu zu dienen. Vgl. JUNKELMANN 1980, 379–380. | 2 Vgl. JUNKELMANN 2007, 169, Kat. Nr. 6a, b. | 3 Nach diesem Ereignis wurde Tilly zu einer Spottfigur in den Flugblättern. Vgl. PFEFFER 1993, 50–59. | 4 HStADD, 10009 Kunstkammer, Sammlungen und Galerien, Inventar Kunstkammer nach 1732, fol. 67r–v. In der zweiten Schlacht bei Breitenfeld 1642 erlitten die sächsisch-kaiserlichen Truppen eine Niederlage gegenüber dem schwedischen Heer, das daraufhin Sachsen besetzte. | 5 HStADD, 10009 Kunstkammer, Samm- lungen und Galerien, Inventar Kunstkammer 1741, Nachtrag, fol. 362–363r, Nr. 3. | 6 HStADD, 10009 Kunstkammer, Sammlungen und Galerien, Inventar Jägerkammer 1683, Nachtrag, 255, Nr. 69. | 7 Vgl. RAHNFELD 1873, Schlachtensaal, 36, Nr. 2–3. | 8 Vgl. BEAUFORT-SPONTIN/PFAFFENBICH- LER 2005, 222f., Nr. 85. 2 Medaille auf Johann T’Serclaes Graf von Tilly Umkreis des Alessandro Abbondio, 1625, Bronze, gegossen, Dm. 38,7 mm, Gew. 17,97 g, Staatliche Kunst­ sammlungen Dresden, Münzkabinett, Inv. Nr. B1C9086

RkJQdWJsaXNoZXIy MTMyNjA1