Leseprobe
15 Vor dem Neuen Grünen Gewölbe präsentieren sich die realen Werkzeuge der Schrecken des Krieges: grobe Feldharnische, Pistolen, Piken, Schwerter, aber auch ein kleines Feldgeschütz, Pechkränze, Korb-Hagel, gusseiserne Hand- granaten und Munition jedes Kalibers. Originale Feldwaffen aus dieser Zeit haben sich nur sehr selten erhalten. In dem zur Esterházy Privatstiftung ge- hörenden Arsenal der Burg Forchtenstein im österreichischen Burgenland sind in einzigartiger Weise Waffenarten zu finden, die man sonst nur noch aus der Überlieferung kennt. Zum ersten Mal wird die Fläche der Fürstengalerie zum Sonderausstel- lungsbereich des Residenzschlosses. BELLUMET ARTES widmet sich nicht primär der Beschreibung des schon für Zeitgenossen verwirrenden Kriegsver- laufs. Im Fokus steht vielmehr die Kunst in Zeiten der Not und des Krieges. So sind im Bereich der Hauptausstellung zwar wichtige Schlachten, von Künstlern visualisiert in Gemälden und Kupferstichen, zu sehen, aber auch die Porträts der Herrscher, die dieses Töten und die Schrecken des Krieges herbeigeführt haben. Einem ikonischen Bild aus der Kriegszeit entsprechend an einer langen Tafel versammelt, finden sich die politischen Protagonisten des schrecklichen Krieges ein.Objekte und Kunstwerke aus Beständen der Dresdner Kunstsamm- lungen und zahlreicher Leihgeber, die unmittelbar mit den Fürsten, Fürstinnen und Feldherren zu tun haben, öffnen die Tür zur Vergangenheit.Doch der Krieg war eine Zeit der Migration von Kunstwerken und Künstlern. Wertvolle Be- standteile fürstlicher Sammlungen wurden zur Beutekunst und definierten an ganz anderen Orten in Europa neue kulturelle Identitäten. Künstler hingegen wurden vertrieben oder mussten sich neue Auftraggeber suchen, wodurch sich trotz aller Zerstörungen neue künstlerische Strömungen entwickelten. Neben hochkarätigen Objekten aus Stockholm, Wien, München, Braunschweig oder Stuttgart werden Beutekunst wie auch Künstlermigration durch informative Medienstationen sichtbar und erfahrbar gemacht. Als Satelliten für BELLUM ET ARTES dienen der Sponselraum des Neuen Grünen Gewölbes und das Studiolo im Georgenbau, beide im gleichen Geschoss wie die Sonderausstellung. Der Sponselraum widmet sich dem Kurfürsten Johann Georg I., seinem Selbstverständnis und seinem politischen Netzwerk, mit dem er vergeblich versuchte, den Krieg zu bändigen und zu beenden. Im Studiolo werden wichtige Archivalien und Verträge zusammen mit Kunstobjekten, die die historischen Ereignisse visualisieren, zum Sprechen gebracht. BELLUM ET ARTES ist aufs Engste mit dem Residenzschloss und den dort befindlichen Museen verbunden: demGrünen Gewölbe und der Rüst- kammer, dem Kupferstich-Kabinett und demMünzkabinett. Ein Besuch dieser Ausstellung wird damit zugleich zu einer Expedition in die Dauerausstellungen und in die Vergangenheit.
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