Leseprobe
22 »[. . .] vor allem nach der durch die Reformation bedingten Säkularisation, durch die Ländereien an Gutsherren und freie Städte übergingen, waren es insbesondere die Herren der Thüringer Burgen [. . .] und die Fürstenhöfe [. . .] für und in deren Gärten, Parks und umliegenden Flächen Gartengestaltung und Pflege, Gehölzzucht, Gartenbau mit Zierpflan zen, Stauden, Kräutern, Gemüse und Obst [. . .] betrieben wurden.« 11 Sehr ertragreich waren die 1842/1850 angelegten Kirschplantagen am Rittergut Selka mit 6000 Obstbäumen. Mitte des 19. Jahrhun derts verdiente der Eigentümer 6000 bis 10000Taler an Pacht mit den Obstplantagen. Mit wachsendem Wohlstand und zunehmender Bildung, verbunden mit repräsentativen Bedürfnissen des Standes und neuen kulturellen Leitbildern, gewannen Baukultur und Gartenkunst auf den Rittergütern an Bedeutung. Im Barock ließ das alte fränkische Adelsgeschlecht derer von Seckendorff ab 1709 an ihrem Wasser schloss in Meuselwitz vom Barockbaumeister und Gartenarchitekten David Schatz einen großen Park mit Orangerie, Grotte, Wasserkünsten, Volieren und Skulpturen anlegen (Abb.1). Am Kleinen Jordan in Romschütz genoss der Kai serliche Reichshofrat, Herzogliche Premierminister und Konstistorial-Präsident Johann Friedrich I. Frei herr Bachoff von Echt standesgemäß die barocke Lebenslust in seinem ab 1700 erbauten und reich ausgestatteten Schloss mit Parkanlage. Die in kursächsischen Diensten stehende Familie von Flemming gab im 18. Jahrhundert ein komfor tables und repräsentatives Herrenhaus neben der im 12. Jahrhundert erbauten Höhenburg Posterstein in Auftrag. 1946 umfasste das Landwirtschaftsgut 192Hektar mit Wohn- und Wirtschaftsgebäuden sowie Obstgärten, Feldern, Wiesen, Wald und Teichen. Die Grundbesitzer folgten Christian Cay Lorenz Hirschfelds Motto, der »seine fünfbändige ›Theorie der Gartenkunst‹ im letzten Drittel des 18. Jahrhun derts [. . .] mit dem Satz beendete: ›Gott schuf die Welt, und der Mensch verschönert sie.‹« 12 Gustav Wolf schrieb im zweiten Band der Ritter gutsbücher über ihren historischen und architektoni schen Wert: »Die Rittergutsbauten, ursprünglich mit militärischer Schutzfunktion als Wasserburgen oder Abb. 2 Garten des Schlosses Windischleuba, vor 1945
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