Leseprobe
74 später überdacht und als Winterquartier für Kübel pflanzen genutzt wurde, gehörte ein zum Becken offenes Poolhaus. Zwischen 1930 und 1945 war der Privatgarten des Nähmaschinenfabrikanten zumindest für interes sierte Bürger zugänglich. Nach der Enteignung Karl Dietrichs durch das DDR-Regime wurde der Garten einige Jahre seinem Schicksal überlassen. Kartoffeln wurden angebaut, Bäume gefällt, um Brennholz zu gewinnen, man ließ auch Schafe auf dem Grund stück weiden. Ein Garten für die Wissenschaft Als der ungewöhnliche Hausgarten des Nähmaschi nenfabrikanten Karl Dietrich 1949 in die Obhut der Stadt Altenburg überging, war es die Aufgabe des Stadtgartenarchitekten Wolfgang Räger, Leiter des Gartenamts beim Rat der Stadt Altenburg, den Gar ten sinnvoll nutzbar zu machen. Er selbst führte die Gärtnerei von Hans Dippel als »Altenburger Stau denkulturen« für die Stadt Altenburg fort. 9 In einer Quelle heißt es: »Er schätzte den Park hoch ein, um ihn zu einem ›Botanischen Garten‹ zu erklären. Der ›Botanische Garten‹ soll in erster Linie der Fachwelt zum Studium dienen, den Schulen die Gelegenheit zum botanischen und biologischen Anschauungsun terricht geben, dem Liebhaber Anregung verschaffen und schließlich allen weiteren Naturfreunden Freude und Erholung spenden.« 10 Mithilfe des Dendrologen und Dekans der Universität Jena, Prof. Otto Schwarz, und des Leiters des Botanischen Gartens in Jena, Gartenoberinspektor Peitscher, baute Räger den Garten auf. 11 Die Wegeführung und die Beete blieben dabei in den von Dippel angelegten Grundstrukturen bis heute erhalten. Waren bis 1945 nur wenige Menschen in den Genuss eines Besuchs der Anlage gekommen, so wurden es ab der Eröffnung am 18. Mai 1950 wesentlich mehr, sowohl Altenburger und Besucher der Stadt als auch Wissenschaftler, Lernende und Lehrende. An manchen Sonntagen kamen bis zu 600 Menschen, angezogen von Sonderschauen im Gar tenhaus, Samentauschbörsen oder pflanzenspezifi schen Briefmarkentauschbörsen, Pilzausstellungen, aber auch von den Liegestühlen und der Pflanzen pracht. Ende 1953 wurde das bereits 1929 geplante Gewächshaus erbaut. Dieses wurde zum Teil von der Ingenieurschule für Tropische Landwirtschaft Alten burg bis 1989 zu Lehrzwecken genutzt. 12 Ebenso waren für die ehemalige Tennisplatzanlage und das Schwimmbecken neue Nutzungen angedacht. Es fehlte jedoch an Helfern, diese Pläne umzusetzen. Trotz allem gelang es, bei der Umgestaltung zu einem Botanischen Lehrgarten dem Park »bei der Gruppierung der Pflanzen nach bestimmten Gesichtspunkten nichts von seiner landschaftlichen Schönheit zu nehmen«. 13 Ein weiterer Höhepunkt für den Botanischen Garten waren die 1000-Jahr- Feier der Stadt Altenburg und die damit verbundene Taufe der Floribundarose »Roko-Rose Altenburg«, die heute wieder im Garten zu sehen ist. Neue Wege nach 1990 Nach 1990 wurde der Garten teilweise saniert und rekonstruiert. Die 1960 abgerissene Pergola sollte wieder erstehen, es wurden jedoch keine Baupläne dazu gefunden. Bis zur Schließung des Gartens im Jahr 2002 war der Pflanzenbestand auf 3000 Pflan Abb. 2 Das Gartenhaus im Botanischen Garten, 2020
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