Leseprobe
21 garten: »In diesem sind nach Westen zu Bäume ange pflanzt, die Rasenbank, das Paradiesgärtlein liegt nach Süden, während sich regelmäßig angelegte Beete nach Norden zu befinden.« 2 Ein weiterer Ausbau der Kaiserpfalz erfolgte ab 1152 durch Kaiser Friedrich I. Barbarossa. Dieser stiftete 1165 auch das Augustinerchorherrenstift (»Bergerkloster«) zur geistlichen Betreuung der Bewohner. Anfang des 13. Jahrhunderts entstanden zwei weitere Klöster und 1214 siedelte sich der Deutsche Orden mit einer Kommende, einer Nieder lassung, an. Abgesehen von der Pfalz und den Klöstern profitierte Altenburg zudem von der in die Stadt führenden Reichsstraße, der Via Imperii , die von Norddeutsch land über Leipzig und Altenburg bis nach Italien führte. Darüber hinaus entwickelte sich auf einer Handelsstraße zwischen Chemnitz, Zwickau und Gera ein reger Warenverkehr. Kaiserliche Privilegien förderten die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt, die ein wichtiges Handelszentrum in der Region wurde. Handwerker und Kaufleute siedelten sich an: »Zu den Gärten an und um Klöster und Burganlagen kommen nun auch solche außerhalb der Stadt, d.h. hinter den Stadtmauern [. . .].« 3 1255 gelangte das Pleißenland dank der Hochzeit der Kaisertochter Margaretha mit Albrecht, dem spä teren Markgrafen von Meißen und Landgrafen von Thüringen, in wettinischen Besitz. Mit dem Tod des letzten Altenburger Burggrafen 1324 ging auch das Amt durch ein kaiserliches Diplom von 1329 auf die Wettiner über, die den Landesausbau weiter förderten. Das Adelshaus prägte die Geschicke des Landes über 600 Jahre bis zur Abdankung des deutschen Kaisers und des deutschen Adels im Jahr 1918. Die Wettiner nutzten Altenburg bereits als Reisere sidenz im Kurfürstentum. Durch die Leipziger Teilung 1485 kam die Region unter ernestinische Herrschaft. Nach dem verlorenen Schmalkaldischen Krieg 1547 regierten die Ernestiner als Herzöge über ihre Lande. Beeinflusst von einer Bildungsreise nach Italien, ließ Herzog Johann ab 1592 einen Lustgarten im italieni schen Stil östlich vom Schloss anlegen. Neben diesem Ziergarten »diente der erweiterte Küchengarten (Obst, Würzkräuter, Gemüse) und der Baumgarten (1593: Apfel-, Birn-, Kirsch-, Pflaumen- und Pfirsich bäume) wirtschaftlichen Zwecken. Weinbau ist bis ins 14. Jahrhundert zurückzuverfolgen.« 4 Über 400 Jahre wurde der Altenburger Residenzgarten von den sich ändernden kulturellen Leitbildern der Zeit geprägt, über den Barock, die Aufklärung bis in die Gegenwart und sollte immer wieder seine Gestalt verändern, bis heute (siehe S. 28 ff.). Rittergüter im Altenburger Land und ihre Gärten Mit Grundbesitz belehnten die deutschen Könige und Kaiser auch andere treue Dienstmannen, um die neu gewonnen Territorien zu sichern und zu verwalten. Im Zuge machtpolitischer Kämpfe mit dem Hochadel ver gaben die Herrscher ab dem 11. Jahrhundert mit Rech ten und Pflichten verbundene Grundherrschaften an die untere adlige Schicht der Reichsministerialen. Die Rit tergüter »existieren selbstständig neben den landesherr lichen Besitzungen, wie der Burggrafschaft bzw. später dem fürstlich wettinischen Amt und neben geistlichen Grundherrschaften, zum Beispiel den Klöstern.« 5 Allein im Ostkreis des späteren Herzogtums Sachsen- Altenburg sind »rund 100 Rittergüter nachweisbar« . 6 Rittergüter entstanden als Sitz »unterer Herrschafts träger des Reiches« 7 im Altenburger Land zumeist aus einer slawischen Wasserburg. Zur Burg gehörte eine bestimmte Zahl von dienst- und abgabepflichti gen Bauernstellen. Der Grundherr war dazu ver pflichtet, die »Besiedlung der neuen Gebiete zu leiten, vorhandene slawische Einflüsse zurückzudrängen, deutsches Recht durchzusetzen, Abgaben einzutreiben und das Land vor äußeren Feinden zu schützen.« 8 »Der dem Rittersitz stets zugehörige Wirtschaftshof war im Altenburgischen im allgemeinen ein großer, aber nicht zwangsläufig der größte ›Bauernhof‹ am Ort. Zu seinen Sonderrechten gehörten [. . .] Fron dienste. [. . .] Die Rittergutsuntertanen lebten im Dorf des Rittergutes selbst oder in verschiedenen Ort schaften.« 9 »Gärten besitzen [. . .] auch Adlige, auf den Dörfern die Rittergüter [. . .]. Aktenstücke spre chen von dem hortus (Garten), dem hortulanus (Gärtlein), oder dem hortorum cultus (Gärten), wo ein hortulanus – ein Gärtner – tätig ist.« 10
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy MTMyNjA1