Leseprobe
134 Eine besondere Gattung des japanischen Farbholzschnitts stellen die Suri- mono dar, die in wenigen Exemplaren gedruckt und als Geschenke oder Wünsche Freunden und Bekannten überreicht wurden. Sie waren im Format meist etwas kleiner, aber aufwendiger als die kommerziellen Holzschnitte ausstaffiert. Als private Druckerzeugnisse fielen sie nicht unter die Zensur und Genehmigung durch die Behörden. Die Surimono entwickelten sich aus den Bildkalendern (egoyomi). Beliebt waren Geschenkkarten mit Motiven aus Anlass des neuen Jahres (saitan), des Frühlingsvergnügens (shunkyō) oder des Jahresendes (seibo). Ab den 1790er Jahren wurden die Bilder häufig mit 31-silbigen Scherz- gedichten (Kyōka) kombiniert. Die Tradition der Kyōka-Dichtung kam aus Ōsaka und nahm in Edo Kultstatus an, denn in Dichterclubs wurden sie auch von Amateurdichtern formuliert, und es gab regelrechten Wettstreit zwi- schen den Poeten. Je nach Bewertung wurde ein Gedicht mit oder ohne Illustration in Kyōka-Büchern publiziert. Auftraggeber waren die Leiter der Clubs oder auch die Verfasser der Gedichte selbst. Wer es sich leisten konnte, gab besonders aufwendig gestaltete Blätter in Auftrag. Sie waren dann mit Blinddrucken (karazuri/kimedashi) oder Glimmereffekten (kira-e/ kirara-e) ausgestattet. Während die Tradition in Ōsaka und Kyōto weiter- geführt wurde, kam sie in Edo um 1830 aus der Mode.
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