Leseprobe

Carl Frederik Aaagaard Odense 1833–1895 Kopenhagen Carl Frederik Aagaard kam in Odense auf der Insel Fünen zur Welt. Sein Bruder, ein Xylograf, unterrichtete ihn früh im Holzschnitt und in der Radierung. 1852 wurde er an der Königlich Dänischen Kunstakademie in Kopen­ hagen angenommen, wo der Dekorationsmaler Georg Christian Hilker sein Lehrer wurde. Bereits nach einem Jahr verließ Aagaard die Aka­ demie, widmete sich verstärkt der Landschaftsmalerei und schloss sich dem Kreis um Peter Christian Skovgaard an. Dieser verschaffte ihm erste Aufträge als Dekorations­ maler. So führte Aagaard u. a. Arbeiten in der Kopenhagener Universität, in der Kapelle des Doms zu Roskilde und in Kopenhagener Theatern aus. Als Landschaftsmaler wurde er bereits 1857 mit dem Neu­ hausen-Preis ausgezeichnet. Von 1870 bis 1871 und erneut von 1875 bis 1876 reiste Aagaard nach Italien und Norwegen. Drei Jahre vor seinem Tod erhielt er den Professorentitel.1 E inmaritimer Charakter wird dieser Dorfszene einzig durch die trocknenden Fischer- netze verliehen. Aagaard näherte sich dem Meer über Umwege, und auch das Fischerdorf, das über einen steilen Sandweg zu erreichen ist, wird weitgehend von den vergilbten Netzen verdeckt. Nur eine Hütte mit weiß gestrichenem Giebel ist deutlich zu erkennen; ganz links schimmert der Umriss eines weiteren Hausdaches durch den fein- maschigen Stoff. Das eigentliche Dorfleben und die Arbeit der Fischersfrauen spielen sich miniaturhaft oben auf dem Hügel ab, während die Flora des Vordergrundes den größeren Platz einnimmt. Die Wegbiegung liegt gemeinsam mit einer Feldsteinmauer, Sträuchern und Gräsern imSchatten. Mit spitzemPinsel berücksichtigt Aagaard hier feinste Halme und Blätter. Statt sich der Szene anekdotisch zu nähern, zeigt sich der Maler fasziniert von Licht- einfall und Farbvariationen. Der Wechsel von Sonnenakzenten und dunkleren Partien lässt den de facto »unbelebten« Vordergrund des Bildes lebendiger erscheinen als das Alltags- leben der Fischersfrauen. Dennoch gelingt Aagaard, obwohl er weder Wasser noch Boote zeigt, eine charakteristische Schilderung des Küstenlebens. Vorbilder für seinen ungewöhn- lichen Blickwinkel könnte Aagaard im konsequenten Naturalismus Christoffer Wilhelm Eckersbergs sowie in der intensivenNaturliebe Peter Christian Skovgaards gefunden haben – zwei dänischeMaler, die sich landschaftlichen Szenenmitunter auf überraschendeWeise näherten. CB G 3956 Fischerdorf mit aufgespannten Netzen Öl auf Leinwand, 46,5 × 56 cm Bezeichnet unten rechts: C. F. Aagaard Provenienz: Bassenge 2014, Kat.-Nr. A104/6121

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