Leseprobe
36 37 1 Lehmann 1994. 2 Vgl. Madsen 2011, S. 237. G 3957 Aufkommendes Sommergewitter auf Saltholm Öl auf Leinwand, 47 ×69,4 cm Bezeichnet unten rechts: C. F. Aagaard Provenienz: Bassenge 2015, Kat.-Nr. A105/6172 S o leer und doch spektakulär ist Aagaards Aussicht: Himmel und Erde sind nichts als Weite, ein Raum in schier endlosen Dimensionen. Nichts versperrt den Blick über das Land, das so flach ist, dass sich selbst kilometerweit entfernte Objekte – braun- weiße Kühe, Wälder, Dächer von Gehöften – an der schnurgeraden Horizontlinie vor dem Himmel abzeichnen. Darüber türmen sichWolken als Vorboten eines nahenden Unwetters. Der Bauer rechts muss das Gewitter bemerkt haben und sorgt sich vielleicht um seine Tiere. Saltholms flacher Grund, der Schauplatz unserer Szenerie, ist auch die Ursache für die Über- schwemmungen, die den Boden in Pfützen und Lachen überziehen. Still spiegeln diese den grandiosen Himmel, während Wolkenschatten den Farbreichtum von Heide, Weide und Sand hervorkitzeln. Aagaard interpretiert den Boden als farbliche Reaktion auf denHimmel und versinkt im atmosphärischen Moment der Szene. Figuren degradiert er zu verschwin- dend kleinemStaffagepersonal. Seine technische Akribie gemahnt an die Naturversunken- heit eines Vilhelm Kyhn oder Peter Christian Skovgaard, die als Landschaftsmaler die Zeit des Post-Goldenen Zeitalters maßgeblich prägten. Saltholm liegt südöstlich von Kopen- hagen und wird im Frühjahr und im Herbst regelmäßig zu großen Teilen überflutet. Seit Jahrhunderten wird die Insel von Kühen, Pferden, Schafen und Gänsen beweidet. Künst- lerisch wurde Saltholm vor allem durch Theodor Philipsen bekannt, der ihre Bewohner porträtierte.2 Seit 1983 steht die Insel unter Naturschutz. CB
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