Leseprobe
72 73 G 3969 Wildblumen bei Kullen 1898, Öl auf Leinwand, 62,5 × 50,5 cm Monogrammiert unten rechts: Hillerod AC 1898 / Provenienz: Bruun Rasmussen 2015, Kat.-Nr. A1807/89 C hristensen teilt hier einenMakroblick auf ein Kliff aus Felsgesteinmit uns. In einer moosüberwucherten Spalte ist es einer Wildblumenstaude nicht nur gelungen, Wurzeln zu schlagen, sondern auch, inprächtigemWeiß zu erblühen. Es scheint sich um Felsen-Leimkraut zu handeln, ein u. a. in Schweden verbreitetes Nelkengewächs, das lichtoffene Felsspalten bevorzugt. Während die ersten Blumenbilder Christensens in der Gegend um Ørholm bei Kopenhagen entstanden, ist dieses Gemälde auf der Halbinsel Kullen an der schwedischen Küste anzusiedeln. Die Künstlerin zog es vor, die von ihr por- trätierten Pflanzen in ihre natürliche Umgebung einzubetten, anstatt sie traditionell als kunstvoll arrangierte Sträuße vor neutralemHintergrund zu inszenieren.3 Bei der Darstellung derWildstaudemit all ihren zarten Blätternund Blütenkelchen ging Christensen sehr gründ- lich vor. Auch das Moos zeigte sie im wolligen Detail, während der Strich beim Klippen gestein lockerer wird. Oben rechts beginnt Nebel, den Fels zu verschlucken; Wasser und Himmel sind bereits zu einer homogenen Einheit verschmolzen. Bereits im früheren 19. Jahr- hundert zog Kullenmit seiner Natur verschiedene Maler aus demUmfeld der Kopenhagener Akademie an. So hielt Johan Ludwig Gebhard Lund 1827 in einem Ölgemälde die Küste bei Kullen fest, und sein Schüler Louis Gurlitt fing 1834 eine Abendstimmung bei Kullen ein. CB 1 Frederiksen 2012, S. 53. 2 Olesen 1994. 3 Ebd.
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