Leseprobe

172 173 Johan Adolph Kittendorff Kopenhagen 1820–1902 Frederiksberg Johan Adolph Kittendorff ging 1832 für eine kurze Zeit bei dem Malermeister Jon Gulsen Berg sowie im lithografischen Institut Emil Bærentzens in die Lehre, bevor er an die Kopenhagener Akademie kam. Hier war er Schüler Johan Ludwig Gebhard Lunds. 1850 gründete Kittendorff zusammen mit dem Litho­ grafen Isac Wilhelm Tegner, dem Vater des Malers und Zeichners Hans Christian Harald Tegner, das lithogra­ fische Institut »I. W. Tegner & Kittendorff«, das bald zu den führenden Werkstätten der Stadt zählte. Von 1855 bis 1893 arbeitete er zudem als Zeichenlehrer an der Kopen­ hagener Kunstakademie. Er war gut mit Wilhelm Mar­ strand befreundet, mit dem er 1869 nach Italien reiste. Zu seinen wichtigsten Arbei­ ten zählen Kreidelithografien, die er von Bildern Jørgen Sonnes und Niels Simonsens anfertigte. Im Lauf der Jahre veröffentlichte er insgesamt 186 lithografische Blätter nach Werken von 133 bekannten dänischen Malern, darunter auch Albert Küchler und Julius Paulsen.1 G attungstechnisch sind die Vorlieben Kittendorffs eindeutig auf zeichnerischem Terrain angesiedelt. Dennoch ließ er die farbige Gestaltung seiner Werke keines- wegs außer Acht und verwendete mit Vorliebe Aquarellfarben, um seinen Zeich- nungen eine zarte, oft nur angedeutete Kolorierung zu verleihen. Auch das Blatt des Fischers am Ufer sowie die Studie eines Mannes mit Rucksack , beide undatiert, sind aquarelliert. In der ersten Zeichnung stechen besonders das Hemd und die Ränder der Holzpantinen in leuchtendemRot hervor. Erwartungsvoll ist der Blick des jungen Mannes Richtung Wasser gerichtet. Sein ganzer Körper scheint von einem Treiben außerhalb des Blickfelds – wahr- scheinlich auf hoher See – in Besitz genommen. Der Mannmit Rucksack in Rückenansicht hält den Kopf dagegenmüde gesenkt. Seine blaue Jacke ist zerrissen, undmit demnotdürf- tig geschnürten Schulterbeutel und der Schirmmütze erweckt er den Eindruck eines Kriegs- veteranen auf dem Heimweg oder eines Matrosen, der ohne Habe buchstäblich auf dem Trockenen sitzt. Vergleichbar mit Marstrand besaß Kittendorff einen psychologisch beob- 1 Munk 1996 a. 7966 Hz Studie eines Mannes mit Rucksack Bleistift und Aquarell auf Büttenpapier, 10,5 ×8,6 cm / Bezeichnet unten rechts: Ad Kittendorff / Provenienz: Bassenge 2013, Kat.-Nr. A102/6457

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