Leseprobe

Fåborg 1783–1854 Kopenhagen Jens Peter Møller absolvierte ab 1799 eine Malerlehre in Nordschleswig, bevor er 1803 an die Kopenhagener Akade­ mie in die Klassen Nicolai Abildgaards und Christian August Lorentzens kam. Kurz nach seiner Ankunft in Kopen­ hagen freundete er sich mit dem gleichaltrigen Christoffer Wilhelm Eckersberg an und reiste mit ihm 1810 nach Paris.1 Dort lernte er bei dem Kupferstecher Jean-Louis Anselin und arbeitete bis 1813 im Louvre, der unter Napo­ leon zum Musée Napoléon umbenannt wurde, als Kon­ servator. Auch kopierte er Landschaftsgemälde Claude Lorrains. Über die Schweiz reiste Møller zurück nach Kopenhagen, wo er von 1814 bis 1818 als Zeichenlehrer an der Søkadetakademie, dem Vorläufer der Königlichen Marineakademie, sowie als Kurator der Königlichen Gemäldesammlung arbeitete. 1824 wurde er zum Titularpro­ fessor an der Kopenhagener Akademie ernannt. Dort zähl­ ten Ditlev Blunck und Hein­ rich Buntzen zu seinen Schü­ lern.2 Møller gehört zu den Künstlern des frühen Golde­ nen Zeitalters, die der däni­ schen Landschaftsmalerei zum Durchbruch verhalfen.3 Jens Peter Møller 30656 Gr Krogkleven bei Christiania [heute Oslo] 1833, Radierung auf Karton, Plattenmaß: 13,2 ×9,3 cm, Blattmaß: 16× 11,2 cm Bezeichnet in Spiegelschrift: 1833 I P M Provenienz: Bassenge 2015, Kat.-Nr. A106/5564 M øllers Radierung aus dem Jahr 1833 überträgt einen überwältigenden Ausblick in ein Format, das demeiner Postkarte gleicht. Steile Felswände säumen einen gewundenenWeg und rahmen den Blick auf eine Landschaft, in der sich bewal- dete Inseln, Wasser, Hügel und Gebirgsketten in der Ferne abwechseln. Nadelbäume unter- streichen den Eindruck von schwindelerregender Höhe undWeite. Wir befinden uns nord- westlich von Oslo, oberhalb des Tyrifjords. Ausgangspunkt für das Panorama ist Krogkleven, eine klippengespaltene Schlucht, die von Fels- und Fichtenmassen umschlossenwird. Hier verlief einst eine Pilgerroute nach Trondheim und bis 1858 eine Straße Richtung Bergen. Bereits im 19. Jahrhundert besaß Krogkleven den Ruf eines »Aussichtspalastes« und »Bel- vederes und Bella vistas Norwegens, das kein Reisender unbesucht lassen sollte«.4 Beson- ders zur Zeit der norwegischen Nationalromantik inspirierte der Ort viele Künstler. Møller bereiste Norwegen 1833. Neben Künstlern wie Eckersberg, Jens Juel oder Erik Pauelsen wurde Møller insbesondere durch die Landschaften Johan Christian Dahls geprägt. Dieser malte bereits 1828 eine Aussicht von Krokkleiva , die Møller durchaus bekannt gewesen sein könnte, wenn sie ihm angesichts der Ähnlichkeit des Bildausschnitts nicht gar als Vorbild gedient hat. Møller war ein Vertreter des filigranen Landschaftsporträts, das sich durch eine Gleichwertigkeit aller Dinge imNaturraumund eine Staffelung vonmannigfaltigen Details auszeichnete.5 Auch seine Radierung ist von einem feinen, detailreichen Strich geprägt. CB 1 Klose/Martius 1975, S. 32. 2 Ragn Jensen 1995. 3 Klose/Martius 1975, S. 32. 4 Ziegler 1860, S. 37. 5 Wichmann 1981, S. 53.

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