Leseprobe

Joakim Skovgaard Kopenhagen 1856–1933 Kopenhagen Als älterer der beiden Söhne des Malers Peter Christian Skovgaard erhielt Joakim Skovgaard zunächst Zeichen­ unterricht von seinem Vater. Anschließend absolvierte er eine Ausbildung in der Firma des Dekorationsmalers Chris­ tian Carl August Weber, bis er von 1871 bis 1876 die Kopen­ hagener Akademie besuchte. Angeregt durch Werke Peder Severin Krøyers, reiste Skov­ gaard von 1880 bis 1881 nach Paris, um sich im Atelier Léon Bonnats weiterzubilden. Bei einer späteren Reise nach Italien und Griechenland von 1882 bis 1884 wurde er von seinen Reisegefährten Theodor Philipsen und Kristian Zahrtmann zu der Verwendung klarer und leuch­ tender Farben inspiriert.1 Sein persönliches Interesse an religiösen Themen führte zu großen Gemälden und ganzen Raumprogrammen. Seine gefeierten Fresken im Dom zu Viborg sind eines der großräumigsten künstleri­ schen Werke, die je einem einzelnen Künstler in Däne­ mark übertragen wurden.2 F lankiert von kleineren Ablegern, nimmt eine Distelstaude die Mitte der quadra­ tischen Leinwand ein. Skovgaard vertiefte sich in die scharf gezackten Blätter der blütenlosen Pflanze. Nuancenreich ist die Grünpalette der dornigen Gewächse. Undurchdringliches Schwarz, abgedunkeltes Grün, aber auch helle Reflexe illustrieren die unmittelbare Naturerfahrung. Die direkte Umgebung der Disteln bleibt, wie auch der Hin- tergrund, unbestimmt. Fein ist unten links das Entstehungsjahr der Studie vermerkt: 1876 – ein Jahr vor dem Tod seines Vaters. Jedoch liegen einige Beschädigungen und Retuschen im Bereich der Jahreszahl vor. Wie in den meisten seiner früheren Landschaften sind der väterliche Einfluss und die landschaftliche Tradition des Goldenen Zeitalters auch Skov- gaards Distelstudie deutlich anzumerken. In der christlichen Kunst gilt die Distel als Erlö- sungssymbol, aber auch als Sinnbild irdischer Schmerzen. Auch Édouard Manet widmete sich der Pflanze mit seinem Gemälde Distel , dessen Datierung umstritten ist und von 1858/60 bis 1880 reicht. Skovgaard, der 1876 noch Akademiestudent war, kam erst in späte- ren Jahren mit der französischen Malerei in Kontakt. Die Beschriftung »Proffesor Skov- gaard« auf dem Keilrahmen ist insofern widersprüchlich, da Joakim erst 1909 lehrender Professor an der Kopenhagener Kunstakademie wurde.3 Vermutlich wurde die Notiz nach- träglich hinzugefügt. CB

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