Leseprobe
13 rigoros überwachen ließ. Als sich schließlich der Erfolg in der Bekämpfung der Epidemie ein- stellte, wurde Alexander VII. zum Helden der römischen Bevölkerung. Der zur persönlichen Andacht des Papstes angefertigte Totenkopf Berninis hatte nicht nur die Funktion eines memento mori , das zur gottgefälligen Nutzung verbliebener Lebenszeit aufrief, sondern war zugleich sichtbarer Ausdruck seiner Überzeugung, dass durch die Erlösungstat und Auferstehung Christi die Macht des Todes gebrochen und unser irdisches Sterben das Tor zum ewigen Leben in Gott wurde. Dass aber Alexander VII. das carpe diem auch als Auftrag zur Verschönerung der Stadt Rom verstand und in Bernini einen kongenialen Künstler und Archi- tekten fand, ist ein außergewöhnlicher Glücksfall der Geschichte. Ein besonderes Augenmerk galt dabei der Route, die Rompilger von der Porta del Popolo über die Engelsbrücke bis zum Petersdom zurückzulegen hatten – ein Erlebnis, das durch Berninis grandiose Gestaltung des Petersplatzes einen eindrucksvollen Schlusspunkt erfuhr. Ausstellungen wie diese unterstreichen einmal mehr die ungebrochene Relevanz großer Werke der Alten Meister, denn neben all ihrer überragenden Meisterschaft stellen sie die großen, existenziellen Fragen. In der künstlerischen Verarbeitung der Mythen, in der Schilderung bibli- scher Erzählungen oder markanter historischer Ereignisse formulieren sie unser Suchen, unsere Überzeugungen, ja zuweilen auch unsere innersten Gefühle. Sie sprechen von Größe und Elend des Menschen, von Tapferkeit und Kleinmut, von Selbstlosigkeit und Gier, von der Macht und der Gefahr des Begehrens, von der Schönheit als einer Versinnbildlichung des Guten. Sie the- matisieren unsere Sterblichkeit, unser Verhältnis zur Schöpfung, zu Gott. In ihnen begegnen wir uns selbst. Dieses Ausstellungsprojekt, das ein prominentes Stück der eigenen Sammlung in den Mit- telpunkt stellt, wäre nicht ohne die Großzügigkeit anderer Leihgeber realisierbar gewesen. Mein besonderer Dank gilt dem Souveränen Malteser-Ritter-Orden und insbesondere dem überaus hilfsbereiten Bailiff Fra’ John Edward Critien. Außerdem danke ich in den Staatlichen Kunst- sammlungen Dresden der Direktorin des Kupferstich-Kabinetts, Stephanie Buck, sowie dem Direktor des Münzkabinetts, Rainer Grund. Claudia Kryza-Gersch, Kuratorin für Renaissance- und Barockskulptur, hat die bedeutenden Forschungsergebnisse mit großer Leidenschaft zutage gefördert und diese faszinierende Ausstellung kuratiert. Yvonne Wagner hat sich um wichtige Fragen der Organisation, Marcus Lilge um die Gestaltung der Präsentation und Jürgen Lange gemeinsam mit Hans Effenberger um die Transportlogistik und Aufstellung der bis zu einer Tonne schweren Stücke verdient gemacht. Die Autorinnen und Autoren des Buches haben in ihren anregenden Beiträgen die historischen Umstände, den Ehrgeiz der handelnden Personen, den herausragenden Rang der Werke und ihre große Wirkung beleuchtet. Der Sandstein Verlag schließlich hat mit außerordentlicher Einsatzbereitschaft auch aus diesem ambitionierten Projekt ein wunderschönes Buch gemacht, das von der außergewöhnlichen Bedeutung dieser Sammlung eindrucksvoll Zeugnis ablegt. Ihnen allen sei an dieser Stelle herzlich gedankt.
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