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48 getragen.11 Die einzige in den Guiden erwähnte Prozession in der Zeit nach demTridentinischen Konzil ist die in der Pestepidemie 1578 von Papst Gregor XIII. veranstaltete mit dem Bild von Santa Maria del Popolo.12 Papst Alexander VII. indessen schien sich nicht auf die Macht der Bilder und die (bereits seit Längerem ohnehin als epidemiologisch höchst problematisch erkannten) Prozessionen verlassen zu wollen. Als der Papst im Mai 1656 von der Bedrohung für seine Stadt hörte, befand er sich gerade in Castel Gandolfo. Anstatt im Schutz des Landsitzes zu bleiben, brach er sofort nach Rom auf, um persönlich die notwendigen Vorkehrungen und Maßnahmen in die Wege zu leiten.13 Er handelte dabei als verantwortungsbewusster Stadt- und Landesherr: Mit großer Vehemenz setzte er überaus moderne gesundheitspolitische Maßnahmen durch, unterstützt durch einen schlag- kräftigen Mitarbeiterstab der sofort reaktivierten Congregazione di Sanità (Gesundheitskongre- gation). Diese Kongregation war bereits von Papst Urban VIII. während der Pest von 1630 einge- richtet worden.14 Damals, beim heftigsten Ausbruch der Seuche vor allem in Norditalien, wurde Rom dank frühzeitiger Vorkehrungen sogar ganz verschont. Die Leitung der Gesundheitskong- regation, zu der auch der Bruder des Papstes, Mario Chigi, gehörte, vertraute Alexander VII. dem Präfekten der Heiligen Ritenkongregation, Kardinal Giulio Sacchetti, an, dem 16 Jahre zuvor Abb. 33 Giovanni di Paolo, Pestprozession Papst Gregors , um 1465–1470, Öl auf Pappelholz, Musée du Louvre, Paris Abb. 34 Melchiore Cafà und Ercole Ferrata, Altar der Madonna del Portico, 1667, Santa Maria in Campitelli, Rom
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