Leseprobe
151 1928 bis 1931 Wolfgang u. mir ist Marienbad gut bekommen! obwohl [sic] die Gewichtsabnahme den Hoff- nungen keineswegs entspricht. Auch meine Frau habe ich nach 5wöchentlicher Trennung erholt angetroffen. Sie freut sich natürlich sehr, ihre Kinder wieder um sich zu haben, wozu sie auch mich zählt, – u. ich hoffe, daß wir zusammen auch ihr /noch/ etwas verdüstertes Gemüt aufheitern können. (Kein Wunder, wenn einem die Natur so tückisch ein Bein stellt!) Lieber Grünberg, Sie wissen, mir ging es vor 2 Jahren auch gar nicht gut. Plesch hat mich an einer Haarlocke wieder hochgezogen u. es geht ganz erträglich – die Hauptsache ist, daß der »Schädel« noch aushält! Und ob die Wolke sie verhülle, Die Sonne bleibt am Himmelszelt . . . . heißt es im alten Freischütz! 5 Herzlichste Grüße u. Wünsche von uns allen Ihr Spoggenosse M. S. G 17 Brief von Grünberg September (?) 1928 6 Liebster Meister, Sind Sie mir böse? Habe mich die ganze Zeit so nach einem Lebenszeichen von Ihnen gesehnt. Es geht mir viel besser. hoffe [sic] in einer Woche nach Berlin kommen zu können. Was ich amtlich am Herzen habe, will ich durch Freund Oppenheim schreiben lassen. Bitte sehr um ein Paar Zeilen – erstens für meine Seele, zweitens um nach Rückkehr nach Berlin im Bilde zu sein. Von Arbeiten am Patienten vorläufig keine Rede, dafür will [sic] mit allen Kräften an den Spog herangehen. Herzlichste Grüsse an Sie, Meister, an Frau Professor, an Herrn Dr. Finkler und die Kinder. Auf frohes Wiedersehen Ihr Grünberg Bolschi und fand ihn unerwartet gut im ganzen Habitus: er gieng [sic] im Zim- mer herum (wol [sic] ein wenig zu zei- gen, dass er es gut kann!) Im Gesicht sind auf der linken Seite (für den Ken- ner dieses Kopfes) spuren, in der Spra- che oft ein Knödeln, manchmal ein kleiner Wiederstand [sic]! die [sic] linke Hand und der Arm scheinen noch sehr mitgenommen zu sein obwol [sic] auch dort eine fortschreitende Besserung sichtbare Wirkungen zeigen soll – wie mir Dr. Lehmann sagte. Die Stimmung und das Aussehen waren sehr gut – wenn ich auch mit Tränen empfangen und entlassen wurde. In der Unterhal- tung erwähnte er auch, es täte ihm leid, dass das Spogbuch dadurch ver- zögert würde auf dessen baldige Publi- cation Sie wert legen.« 5 / Der Frei- schütz , Oper von Carl Maria von Weber (op. 77). Slevogt beschäftigte sich in dieser Zeit offenbar mit der Oper, indem er in seinem Musiksaal eine Darstellung der Wolfsschlucht-Szene (2. Szene, 2. Akt) anbrachte. Nach Geis (2018), S. 126, ist diese Wandmalerei im September 1928 entstanden, während andere Autoren sie erst in das folgende Jahr datieren, so etwa W. Passarge (1961), S. 25, und A. Laug (2018), S. 216. 6 / Der Brief wurde wahrscheinlich aus einem Sanatorium in Dresden geschrie- ben, wo sich Grünberg nach seinem Schlaganfall zur Erholung aufhielt.
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