Leseprobe
12 Karoline Feulner »Verehrter Meister!« – »Sklaventreiber« – »Lieber Freund« DIE KORRESPONDENZ ZWISCHEN MAX SLEVOGT UND JOSEF GRÜNBERG KAROLINE FEULNER Oft selbstironisch, aber auch sehr vertraut, ist die Anrede in den Briefen und auf den Postkarten, die sich Max Slevogt (Abb. 1) und Josef Grünberg über viele Jahre hinweg schrieben. Der langjährige und regel‑ mäßige Briefwechsel, der in diesem Katalog erstmals veröffentlicht wird, ist nicht nur ein bedeutendes Zeugnis der turbulenten Zeitgeschichte der Weimarer Republik, sondern zeigt auch besonders den sen‑ siblen Charakter der beiden Freunde. Die Korrespondenz begann mit dem ersten erhaltenen Brief vom 23. März 1921. Der letzte datierte Brief stammt vom Juli 1931. Im folgenden Jahr wurden die beiden sehr plötzlich aus dem Leben gerissen. Auch ein weiteres Mitglied der Künstlergemeinschaft von SPOG, 1 der in den Briefen oft erwähnte Emil Orlik, 2 starb im Jahr 1932, nur wenige Tage nach Slevogt. Geschrieben wurden Slevogts Briefe und Postkarten in der Regel von seinem Landgut Neukastel aus, gelegen oberhalb des Ortes Leinsweiler, das heißt, wenn er nicht in Berlin war und Grünberg somit auch nicht persönlich treffen konnte. Slevogts Berliner Wohnung war zunächst in der Motzstraße 70, ab Sep‑ tember 1908 zog er aufgrund seines Familienzuwachses in die größere Wohnung in der Lietzenburger‑ straße 8 a. 3 Von dieser war Grünbergs Adresse in der Kurfürstenstraße 124 lediglich sieben Gehminuten entfernt, das ermöglichte also auch spontane Besuche. 4 Spätestens ab Oktober 1927 wohnte Grünberg Abb. 1 MAX SLEVOGT SELBSTBILDNIS 1926, Tuschpinselzeichnung, auf dem Deckel einer Halbpergamentmappe mit Leinen, 512 ×412 mm, Inv.‑Nr. Slg. Grb. 52
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy MTMyNjA1