Leseprobe

21 Die Besiedlung des Dobnagaus um Plauen In der Gemarkung der Stadt Plauen finden wir Grabhügel auf dem Langen Berg bei Chrieschwitz, im Reißiger Wald und auch in Plauen-Reinsdorf im Forst. Eine umfas- sende wissenschaftliche Untersuchung ist bisher noch nicht erfolgt. Die meisten archäologischen Hinterlas- senschaften stammen für das Vogtland aus der jünge- ren Bronzezeit und frühen Eisenzeit. Der Kulminations­ punkt der urgeschichtlichen Siedlungen im Vogtland lag in der mittleren Urnenfelderzeit. Auch aus der Latène- zeit um 450 v. Chr. finden sich Spuren von einem Grab- hügel bei Liebau und aus der Zeit der Zerstörung des Eisenbergwalls bei Pöhl. Dieser sensationelle Fund ei- nes Grabes wurde 1943 auf dem Knorrspöhl bei Liebau entdeckt, und wir verdanken die ersten Untersuchungen Amandus Haase. 1953 hat Gerhard Billig den Grabhügel nochmals nachuntersucht. Die rekonstruierten Funde der Kriegerbestattung aus der Frühlatènezeit sind im Vogtlandmuseum zu besichtigen und wurden durch den Präparator Artur Pietzsch am Landesmuseum für Vor- geschichte in Dresden gefertigt. Die Originale wurden in die Dauerausstellung des Archäologiemuseums in Chemnitz (smac) integriert. Der Knorrspöhl bezeichnet das Ende der ältereisen- zeitlichen Besiedlung im Vogtland. Amandus Haase hat in seinem regen Briefwechsel mit Georg Bierbaum auf die Funde des Vogtlands vor der jüngeren Bronzezeit hingewiesen. Ob das heimische Kupfer und die Zinnerze bereits in der Bronzezeit ausgebeutet worden sind, muss weiter auf eine wissenschaftliche Auswertung warten. Siedlungsspuren unterhalb der Burgruine von Liebau brachten neben den mittelalterlichen Scherben auch zahlreiche bronzezeitliche Scherben. Eine bronze­ zeitliche Pfeilspitze ist dabei der interessanteste Fund. Eine weitere Höhensiedlung lag auf dem Viehhübel von Liebau, die ältereisenzeitlich scheint. Dort hat be- reits Haase Schmelzschlacken vorgefunden. Auch die Späthallstatt- und Frühlatènezeit spielen bei der Aus- beutung lokaler Eisenerze eine wichtige Rolle. Germa- nische Funde sind im Vogtland bisher nicht bekannt. Die urgeschichtliche Bodendenkmalpflege ist nach Amandus Haase im 20. Jahrhundert durch Archäologen wie Werner Coblenz, Gerhard Billig, Volkmar Geupel, Jo- hannes Richter und Klaus Simon betrieben worden. Be- sonders hervorzuheben sind dabei die Arbeiten von Gerhard Billig und Klaus Simon. Die slawische Besiedlung Schon in der ersten Schriftquelle zur Geschichte Plau- ens, der Weiheurkunde von 1122, finden sich Belege für das Vorhandensein slawischer Bevölkerungsgruppen im Dobnagau. Genannt sind neben Plauen (»Plawe«) auch die Ortschaften Zöbern (»Zobi«) und Chrieschwitz (»Cribsiz«). In letzterer lebten slawische Bauern, de- ren Abgaben der Plauener Johanniskirche zugutekom- men sollten. Gabriele Buchner Martina Bundszus ① Rekonstruktionen aus dem latènezeitlichen Grabfund von Liebau Vogtlandmuseum Plauen (Leihgaben vom Landesamt für Archäologie Sachsen), Uwe Fischer 450 v. Chr.

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