Leseprobe
23 Die Besiedlung des Dobnagaus um Plauen nach Naumburg verlegt) und Bamberg 1007 zwei Diöze- sen einrichten, die bis zur Reformation für das Vogtland von großer Bedeutung waren. Doch gibt die Schen- kungsurkunde Kaiser Ottos III., mit welcher dem Zeitzer Bistum 995 das Land Puonzowa mit Crossen a. d. Elster (»Crosna«) im heutigen Saale-Holzland-Kreis bei Zeitz übereignet wird, den entsprechenden Hinweis. Die in der Urkunde enthaltene Beschreibung der Burgwart- grenzen listet als südlichsten Grenzpunkt nur Gera auf. Auch dies ist ein Indiz für die dünne Besiedlung des sächsischen Vogtlands im Hochmittelalter. Die ersten Informationen über die Herrschergewalt im Vogtland gibt die Plauener Weiheurkunde von 1122. Hier ist als Machtinhaber Graf Adalbert von Everstein genannt, der zusammen mit dem Naumburger Bischof als Gründer der Plauener Johanniskirche auftritt. Der Stammsitz der Everstein’schen Familie, nach dem sie sich seit 1116 benannte, lag in der Gegend um Holz minden. Die Eversteiner stellten Urkunden noch in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts für den Deutschen Orden aus, waren aber nicht mehr im Vogtland gegen- wärtig. Wann und auf welche Weise die erst im 15. Jahr- hundert im Mannesstamm ausgestorbenen Eversteiner ihre Macht im Vogtland abgaben und wie sie von den Vögten abgelöst wurden, gehört zu den Geheimnissen der deutschen Geschichte. Unklar ist auch die Rolle des Königtums bei diesem Herrschaftswechsel. Es war im 12. Jahrhundert zeit weilig im mitteldeutschen Osten tätig geworden. Dies belegen die Aktivitäten Lothars von Süpplinburg (reg. 1125–1137), Konrads III. (reg. 1138–1152) und beson- ders Friedrich I. Barbarossas (reg. 1152–1190). Gerade Letzterer war bemüht, das Egerland um Eger und das Pleißenland um Altenburg und Leisnig an der Mulde en- ger an das Königtum zu binden, indem er hier große Besitzkomplexe aufbaute, die unmittelbar der Krone unterstanden (»Reichsland«). Daraus leitet sich die spannende Frage ab, ob für das – genau zwischen die- sen beiden Reichsgutkomplexen liegende – Vogtland auch eine Umwandlung zum direkt dem König unter- stellten Reichsland vorgesehen war. Anhaltspunkte hierfür gibt es kaum: Im sächsischen Vogtland fehlen ebenso wie im thüringischen Vogtland zwischen Gera und Greiz für das Hochmittelalter Königsgut oder Reichsrecht. Pfalzen oder Königsorte gab es hier eben- falls nicht. Aus dem bayerischen Vogtland liegt mit der Hofer St.-Lorenz-Kirche, die wahrscheinlich eine könig- liche Gründung war, nur ein einziger Hinweis auf eine königliche Einflussnahme vor. Die Herkunft der Vögte ist wegen der unzureichen- den Quellenlage bis heute ungeklärt und Anlass für die verschiedensten Mutmaßungen. Ihre Stellung kann nicht eindeutig aus einer Position als Reichministeriale abgeleitet werden. Der erste greifbare Familienvertre- ter ist Erkenbert von Weida (»Wida«), welcher schon unter den Zeugen der Plauener Weiheurkunde von 1122 auftritt. Die Familie nutzte den Weggang der Ever- ③ Wappen der Grafen von Ever- stein / Eberstein-Naugard, aus : Das grosse und Vollständige anfangs Siebmacherische/ her- nacher Fürstische und Helme- rische/ nun aber Weigelische Wappen-Buch, Nürnberg 1734 Vogtlandbibliothek Plauen, Repro Frank Weiß ④ Kapelle der Vögte an der Johanniskirche, erbaut vor 1322 Frank Weiß
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