Leseprobe
94 Vom Übergang Plauens an das albertinische Kursachsen bis zum Ende des 18. Jahrhunderts Plauen im albertinischen Kurfürstentum Sachsen Mit dem Erwerb der Ämter Plauen und Voigtsberg 1563 sowie Pausa 1569 hatte das wettinische Fürstenhaus jahrhundertelange Bestrebungen erfolgreich – und wie sich zeigen sollte, dauerhaft – zum Ziel führen können. Die Geschicke der Stadt waren von nun an fest mit dem Kurfürstentum Sachsen verbunden. Der von 1553 bis 1586 regierende Kurfürst August gilt als »Staatswirt«, der die ausgeprägten Neigungen seines Bruders und Vorgängers Moritz zur nationalen und europäischen Politik nicht teilte, sondern sich im Einvernehmen mit den Ständen auf die Organisation eines geordneten und soliden Staatswesens konzentrierte und Kriege mied. Dies schuf gute Rahmenbedingungen für eine stabile wirtschaftliche, kulturelle und zugleich soziale Entwick- lung des Landes, von der nach dem Konkurs des burg- gräflichen Regiments auch das Vogtland profitierte. Dazu trug das entspannte Verhältnis Kursachsens zum habsburgischen Kaiserhaus bei, das ihm innenpolitische Spielräume eröffnete und etwa auch in der Auseinan- dersetzung mit dem die Kurwürde nach wie vor bean- spruchenden ernestinischen Wettiner Johann Fried- rich II., dem Mittleren, Sohn des früheren Kurfürsten Johann Friedrich des Großmütigen, in den sogenannten Grumbachschen Händeln 1567 zugute kam. August voll- streckte im Auftrag Kaiser Maximilians II. an ihm die Reichsacht. Konfessionell stand er auf Seiten des Lu- thertums bei gleichzeitiger Treue zum katholischen Kaiser. Das Verwaltungssystem des Landes mit dem 1574 eingerichteten Geheimen Rat an der Spitze hatte Vorbildwirkung. Noch unter Augusts Regierung begann 1586 zudem die sich bis 1633 hinziehende Erste Kur sächsische Landesaufnahme durch den Markscheider, Landvermesser und Kartografen Matthias Oeder. Trotz skizzenhaften Charakters übertrafen die Karten alle bislang in Deutschland bekannten. Schon zwischen 1553 und 1562 hatte August kursächsische Waldgebiete durch Johann Humelius und sodann durch Georg Oeder kartieren lassen. Die Bezeichnungen »Vater August« für den Kurfürsten und »Mutter Anna« für seine Frau kamen nicht von ungefähr. Die Ämter Plauen, Voigtsberg und Frank Weiß Pausa wurden im Vogtländischen Kreis zusammenge- fasst, als dessen Kreisstadt Plauen seit 1602 offiziell firmierte. Als Vertreter des Landesherrn im Amt Plauen wirkte ein Amtmann, der die Aufsicht führte über die Umsetzung landesherrlicher Bestimmungen und lan- desherrliches Eigentum, in der Praxis unterstützt durch einen Amtsverwalter und einen Amtsschösser, der, ver- einfacht gesagt, für Finanzen und Abgabenverwaltung zuständig war und etwa in der Stadt Erbzinsen von den dem Amt unterstehenden Häusern einnahm, sowie einen Landrichter. Die Stadt verstand dabei beharrlich, sich zu behaupten und ihre Freiräume zu nutzen und zu er- weitern. Als Amtshaus dienten nach dem Brand von 1548 unter anderem von 1630 bis zum Brand 1635 das vor- malige Wolfersdorfische Freihaus und spätere (ab 1669) Rektorats- und Kantoratsgebäude bei der Johanniskir- che sowie ab 1643 wohl bis 1688 das vorherige Haus des Bürgermeisters Heinrich Möstel am Markt/Ecke Steinweg. Das barocke Amtshaus am Schloss entstand nach 1693. ① Stadtansicht mit Stadt wappen, königlich polnisch-litauischem und kurfürstlich sächsischem Wappen, Kupferstich von J. D. Schleuen, aus dem »Vogtländischen Gesangbuch«, Plauen 1742 Stadtarchiv Plauen ↥ Ansicht Plauens (Ausschnitt) aus Münsters Kosmografie von 1598, Holzschnitt nach einer Zeichnung von Benedict Richter, 1596 Vogtlandmuseum Plauen seit 1563
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