Leseprobe
97 Städtisches Leben und wirtschaftliches Wachstum und 10 Groschen für Sommerschuhe, 1 Gulden und 6 Groschen für Wintersocken, 1 Gulden und 12 Groschen für Winterschuhe, 5 Gulden und 12 Groschen für einen neuen Pelz und 1 Gulden und 15 Groschen, um aus bei- den alten Pelzen einen zu machen. 3 Zu ihrer Verstär- kung stellten die Hausbesitzer auf eigene Kosten zwei Feuerwächter an. In den Vorstädten hatten sich die Hausbesitzer selbst in den Wachdienst zu teilen. Seit 1570 hatten zudem zwei städtische Flurschützen die Fluren vor der Stadt zu kontrollieren. liche Befragung wurden in einem Raum unter dem Rathaus angewandt, zuletzt 1710 bei der des Kindes- mordes beschuldigten Katharina Grünler aus Ebersgrün, die nicht gestand und freigelassen wurde. Abschreckend weithin sichtbar erhob sich auf ei- ner Anhöhe über dem Johannishospital, die schon 1244 in der Gründungsurkunde der Neustadt als Galgen hügel erwähnt wird, der hölzerne Galgen auf einem gemauerten Unterbau. 1833 wurde er beseitigt. Der Straßenname Am Gericht erinnert an ihn, so wie die Straße An der Meisterei auf die Lage der Scharfrich- terei Bezug nimmt. Als weitere Richtstätte diente der Galgenberg bei Reinsdorf, 1410 als »marter am ölsnic- zer wege« bezeichnet. Als 1693 der wegen Diebstahls zum Tode verurteilte Martin Kulck gehenkt werden sollte, war zuvor die In- standsetzung des Galgens erforderlich, was die Stadt 43 Gulden, 2 Groschen und 5 Pfennige kostete, zuzüg- lich zu den 48 Gulden, 1 Groschen und 4 Pfennigen Pro- zess- und Exekutionskosten. Damit einzelne Handwer- ker nicht »unehrlich« würden, hatten die vollzähligen Innungen der Zimmerleute und Maurer aus der Stadt und vom Land samt Gesellen und Lehrlingen die Arbei- ten auszuführen, allein von der Zimmererinnung 61 Per- sonen. Begleitet von »Pfeiffern und Trommelschlägern« zog man von der Stadt zum Galgen und nach getaner Arbeit wieder zurück. Zur nächtlichen Sicherheit der Einwohner in der in- neren Stadt bezahlte der Rat zwei Nachtwächter, 1639/40 zum Beispiel erhielten sie zusammen 34 Gul- den. 2 Für ihre Bekleidung wurden ausgegeben 1 Gulden ② Hospital St. Johannis beim Siechenteich, darüber der Galgen (heute »Am Gericht«), Ausschnitt aus der Stadt ansicht von Wilhelm Dilich, 1629 (Faksimiledruck 1888) Vogtlandmuseum Plauen Auszüge aus Strafgeldregistern des Plauener Rates (»Bueß vnd Vberfahrung«) in den Kämmereirechnungen 1638/39 5 fl 15 gr hat Davit Höffer zur straff erleget wegen einer schlägerey vf dem Rathhauß 2 fl 18 gr hat Sebastian Haaßlers Eheweib zur Straf erleget wegen Ihres Vngehorsams 2 fl 18 gr hat Adam Rüdel Gerber alhier zur Straff erleget, wegen deßen das Er E. E. Rath in ihre pflicht geredet 8 fl 18 gr hat Hanß Sommer wegen einer Schlegerey vndt das Er vber Verboth einem Soldaten einen Ochßen abgekauffet, zur Straff erleget 6 fl 18 gr Erleget Nicol Bauer, zur Straff wegen deßen das Er den Marck frieden gebrochen 6 fl 18 gr hat Adam Schmidt zur Straf erleget, wegen deßen das Er E. E. Rath in Ihr pflichten geredet 2 fl 18 gr hat Bastel Wiedemanns Weib zur Straf erleget, das Sie sich vf dem Rathhauß gezancket 3 fl 9 gr hat Caspar Wiedemanns Weib zur Straff erleget das Sie ezliche loße reden vf dem Rathhauß gethan 3 fl 12 gr haben etzliche bürger zur straff erleget, das Sie vfn Rathhauß ohne mendel getantzet 1640/41 1 fl 9 gr Der Neue Sporer zur Straff erleget, daß er seine hauswirthin geschlagen 22 fl 18 gr An 20-thalern hat Nicol Schmidt ein gerber von Elsterbergk zur straff erleget, wegen deßen das Er einen großen Exces mit der wach vnter den Syra thor begangen 11 fl 9 gr hat Hanß Heinerich Straub von Nürenbergk wegen seines begangenen freuels so Er in der Nacht mit dem Feyerwergk begangen E. E. Rath alhier zur straff erleget 2 fl 18 gr hat Wolffg : Beyer Satler alhier E. E. Rath zur straff erleget, das in seinen hauß Feüer auskommen 5 fl 15 gr hat Wolffg : Pfündel ein Tuchmacher zur Straff erleget wegen deßen, das Er sich des holz eintragens beflissen, vnd darüber erdappet worden fl = Gulden; gr = Groschen
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