Leseprobe

448 Plauen in einem offenen politisch-gesellschaftlichen Transformationsprozess Grenzenlose Vielfalt – Kultur überall Plauen ist ohne ein vielfältiges kulturelles Leben nicht vorstellbar. Ein Spaziergang durch die Stadt mit einem bewussten Wahrnehmen von Fassadengestaltungen und architektonisch herausragenden Gebäuden ist schon faszinierend. Man kann zudem in den Parks (Stadtpark, Hammerpark – 2014 Eröffnung, Arboretum – im Aufbau seit 2008) schlendern und durchatmen oder Türme (Kemmlerturm, Bärensteinturm – Neubau 1996/97) besteigen, um einen fantastischen Blick auf die Stadt und das Umland zu haben. Am Plauener Stadtstrand lässt es sich seit 2010, auf den Elsterterrassen (Abb. 19, S. 427) seit 2018 gut entspannen, mit Blick auf den Fluss und abseits der Aufgeregtheit der Stadt. An der alten Stadtmauer entlang kann man bis zum Malzhaus das Altstadtflair genießen und 2022 werden die Schlosster- rassen (Baustart 2016) begehbar sein. Es besteht die Möglichkeit, in der Vogtlandbibliothek ein Medium aus- zuleihen oder im Lesesaal etwas zu schmökern, vor dem Vogtlandkonservatorium den vielfältigen Tönen der Mu- sikschüler zu lauschen, in den Galerien, im Vogtland-, Spitzen- oder Luftschutzmuseum, in der Schaustickerei oder im Alaunbergwerk immer wieder Neues zu entde- cken, im Theater, Parktheater, Kino oder der Festhalle in neue Welten einzutreten, an Veranstaltungen der Stadt, Ina Schaller verschiedener Institutionen und Vereine teilzunehmen und einfach nur zu genießen ... So lebt es sich gut in Plauen. Doch wer finanziert und organisiert das alles? Das Kino befindet sich seit Oktober 1990 in privater Hand. Die Ufa hatte »Capitol« und »Tivoli«, in der DDR durch die Bezirksfilmdirektion Karl-Marx-Stadt betrieben, von der Treuhand übernommen und 1997 den »Ufa-Film- palast ›Capitol‹« mit acht Kinosälen und 1 200 Plätzen modernisiert eröffnet. Zwischen 2003 und 2010 besaß CineStar GmbH und Co. KG das Haus, bevor es nach drei- monatiger Schließung im Juli 2010 durch die Betreiber des »Central-Kinos« Hof wiedereröffnet wurde. Die Capi- tol-Kino Plauen GmbH hofft 2021 auf eine wirtschaftliche Erholung nach dem Ende der Corona-Beschränkungen. Andere wichtige kulturelle Gebäude befinden sich in städtischer Hand, auch wenn sie zum Teil von Verei- nen bewirtschaftet werden : Die Mitglieder des Malz- haus e. V. sorgen für Leben im soziokulturellen Zentrum Malzhaus, einem ebenso historisch wie touristisch be- deutenden Ort (2018 Aussichtsplattform fertiggestellt). Zu einem liebevoll gestalteten Platz in der Elsteraue haben sich die Weberhäuser in den Händen des Unikat e. V. entwickelt. Das Konventsgebäude des Deutschen Ordens, um das sich der Förderverein Komturhof Plauen e. V. kümmert, ist ein markanter Bau mit starker Außen- wirkung. 2008 zum Beispiel fand die Eröffnung des Ta- ges des offenen Denkmals für den Freistaat Sachsen hier statt. Die Kulturfabrik Alte Kaffeerösterei wird seit 1996 vom Kulturzentrum Alte Kaffeerösterei e. V. betrie- ben und trägt mit einem breit gefächerten Kunst- und Kulturangebot zur Lebensqualität in Plauen bei. Die Festhalle, welche nach dem Abschluss des Um- und Ausbaus 2007 mit gläserner Fassade nun 1 350 Men- schen fasst, ist der Raum für Großveranstaltungen aller Art und wird, ebenso wie das Parktheater, von der Stadt bewirtschaftet. Über eine stärkere Nutzung des Park- theaters allgemein und für Stadtfeste wird seit 30 Jahren diskutiert, Baumaßnahmen wie ein Dach (2013) oder zeit- gemäße Sitzgelegenheiten zeigen, dass ein großes In- teresse an diesem Veranstaltungsort besteht. Das Vogtlandtheater Plauen als Teil des fusionierten Theaters Plauen-Zwickau »Wir alle sind angetreten, um Theater zum Erlebnis, zum Bestandteil des Lebens eines kultivierten Menschen werden zu lassen. Jeder Abend bei uns soll Freude, Ent- spannung, Empfindsamkeit oder Nachdenklichkeit brin- gen, soll helfen, Ihr Leben, Ihren Alltag aufregender, schö- ner und auch wärmender zu gestalten.« Mit diesen Wor­ ten begrüßte zur Spielzeit 1991/92 Intendant Dieter Roth die »liebe[n] Freunde des Theaters unserer Stadt«. Un­ überhörbar ist der einfühlsame, fast flehende Duktus der Ansprache, verbunden mit dem Hinweis auf die Le- benshilfe, aber auch Menschlichkeit und Wärme ver- sprechende Funktion eines neuen Theaters – in kälter werdenden Zeiten. Lutz Behrens Die Kultur­ landschaft ① Kino »Tivoli«, 1992 Stadtarchiv Plauen, Ingrid Friedrich

RkJQdWJsaXNoZXIy MTMyNjA1