Leseprobe
46 Ich möchte sein wie dieser Berge sanfte Hügel, von zartem Abendgrau umsponnen, bestrahlt von letzter Abendsonne Schein. Doch auch vielleicht wie dieser Fluss, der einen großen Bogen durch die Länder windet und dessen Tiefe man nie ganz ergründet. Ein starker Baum – vom Wind umweht, der fest und sicher in der Erde steht, die Krone nach dem Himmel strebend. Auch wie ein Schrei, der spitz und kalt auf einmal ist und dann verklingt. Wie eine Blume ganz aus Eis, die sanft zergeht, trifft sie der der Sonne heißer Strahl. So wie ein Lied, das immer deinen Namen singt und hoch sich in den Himmel schwingt – in weiten Fernen sich verlierend. Studium der Malerei – Theodor Rosenhauer – Bernhard Kretzschmar 1946 beschloss meine Mutter mit über 40 Jahren, einen neuen Lebensweg einzuschlagen und wurde Baustuden tin an der Akademie der bildenden Künste Dresden – das bedeutete: Bauschutt wegräumen, verbunden mit einem Grundstudium. Sie war begeistert von der ersten Allge meinen Deutschen Kunstausstellung in Dresden 1946, der ersten von insgesamt drei gesamtdeutschen (1953 waren zum letzten Mal Künstlerinnen und Künstler aus West deutschland beteiligt). 1947 hatte mein Vater ihre Ehe in Bulgarien annullieren lassen, sie war ja nur standesamtlich geschlossen worden. (In Deutschland führte diese Annullierung dazu, dass mei ne Mutter und ich staatenlos wurden.) Von 1947 bis 1952 studierte sie an der neu eröffneten Hochschule für Bildende Künste bei Hans Grundig, Wilhelm Lachnit und Hans Theo Richter. Abb. 7 Meine Mutter in Dresden, um 1944, Fotografie, Nachlass der Künstlerin
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