Leseprobe
112 In den beiden ältesten Inventaren ist dieser Band verzeichnet mit 95 enthaltenen Zeich- nungen. Tatsächlich befinden sich jedoch 99 Blätter darin, die auch von allen späteren Bearbeitern so vermerkt wurden. Möglicherweise beruht die Angabe auf einer falschen Zählung, die im zweiten Inventar ungeprüft übernommen wurde. Die 99 Aquarelle bestehen aus vier sich wiederholenden, aber variierenden Motiven. Die Varianten sind jeweils hintereinander eingebunden. Zwei andere Bände, wohl aus der gleichen Werkstatt, enthalten weitere 474 Zeichnungen (vgl. Kat.-Nrn. 6, 8). Das Motiv des unter einem Felsüberhang grasenden Sikahirsch-Paares (Cervus nippon) ist in 28 Exemplaren vorhanden, wobei die Zusammensetzung der Felsen, Pfirsichbäume, Kiefern und Wasserläufe variiert (Abb. 2–5). Der Hirsch wird in der chinesischen Kunst vielfach als glückverheißendes Tier gese- hen. Zum einen symbolisiert er ein langes Leben, da er als Begleittier der Göttin Magu 麻姑 1 und des Gottes Shou Xing 寿星 , die beide für Langlebigkeit stehen, auftritt. Magu mit einem Hirsch findet sich häufig in der Porzellanmalerei, Shou Xing in der Populär- kunst. Zum anderen ist er das Sinnbild für Erfolg im Beruf. Das Wort Hirsch lu ( 鹿 ) ist gleichlautend zu dem Wort Karriere lu ( 禄 ). In Neujahrsblättern wird der »große Him- melsbeamte« Tian Guan 天官 mit einem Hirsch kombiniert und drückt so den Wunsch nach Aufstieg und Einkommensverbesserung ( jia guan jin lu 加官进禄 ) aus. Anmerkungen | 1 Ge Hong (283–343), Shenxian Zhuan ( 列仙传 ), Traditions of Divine Transcendents). 7 Unbekannt, chinesisch Chinesische Tiere und Blumen (Vorlagen) Gegend um Jiangzhe (Jiangsu- oder Zhejiang-Provinz), zweite Hälfte 17. Jh., Qing-Dynastie, Ära Kangxi Band mit 99 Zeichnungen, Pinsel in Wasserfarben auf Seide, europäischer Einband in Brokatpapier 352×281 ×40 mm (Band) Inv.-Nr. Ca 131 – Cat. 1 (1738), S. 157, Nr. 23 – Cat. 12 (1764), S. 114v, Nr. 23 Abb. 1 Einband
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