Leseprobe

DHMD, dem Arzt und SS-Mann Theodor Pak- heiser (1898–1969), entwickelten Wanderaus- stellung »Gesund oder krank« im Deutschen Reich zu sehen, die 1944/45 in Schleswig- Holstein eingelagert wurde. › Schlüssel­ objekte der Gesundheitsaufklärung, S. 209 Damit war die Figur zwischen 1936 und 1945 in insgesamt vier unterschiedlichen Wander- ausstellungen des Museums unterwegs, mit denen Propaganda für die nationalsozialisti- sche Gesundheitspolitik betrieben wurde und mit deren Rahmung der Gläserne Mann als Symbolfigur des gesunden und leistungs- starken »Neuen Menschen« verstanden wer- den konnte. › Schlüsselobjekte der Gesund- heitsaufklärung, S. 204 Trotz der inhaltlichen Verknüpfung der Figur mit der NS-Gesundheitspropaganda konnte der Gläserne Mann in der Nach- kriegszeit schnell wieder als Highlight in neu aufgelegten Gesundheitsausstellungen fun- gieren. Der DHMD-Ausstellungsleiter Johan- nes Erler, der bis 1944 mit der Wanderaus- stellung »Gesund oder krank« in Schleswig- Holstein unterwegs gewesen war, begann ab 1946 wieder mit der Ausstellungstätigkeit. Das eingelagerte, jedoch teils schwer be- schädigte Ausstellungsmaterial nutzte er, um eine Wanderschau unter dem Titel »Kampf den Geschlechtskrankheiten« zusammenzu- stellen und in der britischen Besatzungszone zu zeigen. 5 In den darauffolgenden Jahren kam es jedoch zu Streitigkeiten zwischen dem DHMD und Erler, der die Wanderaus- stellung nicht mehr aufrechterhalten konnte und schließlich den Gläsernen Mann ohne Zustimmung des Museums weiterverkaufte. 6 Dass der Gläserne Mann nach mehr als zehn Jahren im regelmäßigen Ausstellungs- betrieb und ersten notwendigen Reparatu- ren noch verkauft werden konnte, spiegelt vermutlich nicht nur den hohen Bekannt- heitsgrad und Wiedererkennungseffekt, den die Figur in den 1930er Jahren erlangte hat- te, sondern auch die große Popularität der hygienischen Volksbelehrung wider. So kaufte Abb. 54 Der Gläserne Mann in Sofia, Fotografie, 1938, Inv.-Nr. 2006/392.18 140

RkJQdWJsaXNoZXIy MTMyNjA1