Leseprobe

26 3 Brief, Carlfriedrich Claus an Gerhard Ströch (Altenbourg), 20.10.1960; 1 Blatt, 1 Seite, handschriftlich; Stiftung Gerhard Altenbourg BW – Claus – 20.10.1960 20.10.60 Lieber Herr Ströch. Sehr hab ich mich gefreut über Ihre Zeilen; herzlich Dank! Beiliegend also einige meiner Experimente. Zunächst »nota«,4 S.13–16 (wären Sie so lieb und schickten das Heft gelegentlich zurück; ich hab nämlich dummerweise kein Exemplar weiter). Weiter tippte ich für Sie ein paar meiner früheren Versuche zu Klang-Gebilden5 ab; die gehen also bis 1958. Seit Anfang 19596 konzentriere ich mich auf das, wovon ich in nota berichte: Klang- texte (in die Luft nur bzw. auf Band), Schriftbilder mit der Hand, Letternpunktik mit der Maschine (Buchstaben-, Phasen- »Gedichte«; nota, S.16 oben, das ist Schnittpunkt α einer Vokalkreisung). So, lieber Herr Ströch, jetzt freue ich mich sehr auf Ihre Gedichte, Ihren nächsten Brief! Ja, fein wär’ das, wenn wir mal gelegentlich ein Blatt über Herrn Sieber tauschten! Und wenn Sie mal hierherum, um dieses Basaltrestreich kommen sollten: bitte besuchen Sie mich mit. Umgekehrt werd’ ich, wenn mich der Wind mal in die Nähe Alten- burgs wehen sollte, bei Ihnen auftauchen. Herzlich grüßt Sie Ihr Carlfriedrich Claus Anlage: Klang-Gebilde von CC, u.a. melos :, tropfen am flechten­ gestein, Spinnweben am Fels, stark schimmernde gebilde, landschaft sowie nota 3 (darin u.a. die Klang-Gebilde wind rings , stammrestregent , stein-distrikte und l mmm – aus Vorversuche zu Vokalkreisungen ).7 4 Brief, Gerhard Ströch (Altenbourg) an Carlfriedrich Claus, 21.11.1960; 2 Blatt, 4 Seiten, handschriftlich; Kunstsammlungen Chemnitz, Stiftung Carlfriedrich Claus-Archiv 2.1. – Gerhard Alten- bourg – 21.11.1960 Altenburg, den 21.November 1960 Lieber Herr Claus, nehmen Sie, bitte, mein Schweigen als ein Zeichen intensi- ver Beschäftigung mit Ihren Arbeiten, die Sie mir freundlicher Weise gewidmet haben und für die ich Ihnen herzlichen Dank sage. Ihre Versuche zu Klang-Gebilden habe ich aufmerksam gelesen und es sind mir einige Arbeiten besonders lieb geworden, zumal sie mich stellenweise an Zeichnungen von mir in einem übertragenen Sinn erinnern und ich einige Ausdrücke fast gern selbst formuliert hätte (meine eigenen lyrischen Versuche sind indessen anders), das heißt es herrscht in ihnen eine Verbindung von Pflanzlichem mit Begrifflichem, die ich immer als mir gemäß empfunden habe; sie nun bei einem anderen zu sehen, berührt mich wie verwandt und 1 Brief, Carlfriedrich Claus an Gerhard Ströch (Altenbourg), 24.9.1960; 1 Blatt, 1 Seite, handschriftlich; Stiftung Gerhard Altenbourg BW – Claus – 24.9.1960 24.9.60 Sehr geehrter Herr Ströch, wir kennen uns ja durch Herrn Sieber1 schon, und bereits vorher. Ich sah vor etwa einem Jahr – mit Bernard Schultze – Ihre Linien-, Farb- Dichtungen bei Springer.2 Diese Distrikte des Linien-Denkens, diese Ihre Distrikte, die Schicksale, die Linien, Farben haben, die seltsame Berührung im Auge, mit jenem Ihrer Gebilde und dieser Spinne hier die sich jetzt plötzlich – aus der grauen Rinde etwa – fallen lässt Ich weiss nicht, – würde es Ihnen Spass machen, kleine spielende Zeilen Zeichen von Zeit zu Zeit so etwas wie ein kaum merkliches Gespräch am Rand hin ? Herzlichen Gruss Carlfriedrich Claus 2 Brief, Gerhard Ströch (Altenbourg) an Carlfriedrich Claus, 12.10.1960; 1 Blatt, 2 Seiten, handschriftlich; Kunstsammlungen Chemnitz, Stif- tung Carlfriedrich Claus-Archiv 2.1.– Gerhard Altenbourg – 12.10.1960 Altenburg, den 12.Okt.60 Lieber Herr Claus, als Sie mir Ihren Brief schrieben, war ich bereits auf einer Reise unterwegs und nun – erst nach meiner Rückkunft – fand ich Ihre Zeilen vom 24.9., für die ich Ihnen sonst längst gedankt hätte; ich freue mich über Ihre Worte und danke Ihnen herzlich: sehr gern bin ich bereit, mit Ihnen zu korrespondieren. Herr Sieber sprach mir schon oft von Ihnen, und ich bin sehr neu- gierig auf Ihre Arbeiten; ein Blatt von Ihren Zeichnungen hatte ich das Glück, vor einigen Monaten zu sehen, aber von Ihren Versuchen auf dem Gebiet der Lyrik kenne ich leider noch nichts. Es wäre sehr schön, wenn Sie mir einen Ihrer Texte schicken wollten: dann ließe sich von dort aus leichter anknüpfen. Ich könnte Ihnen dann auch etwas an Lyrik zusenden (augenblicklich arbeite ich an drei Bänden von mir).3 Gern wäre ich bereit, mit Ihnen ein graphisches Blatt zu tauschen. Vielleicht läßt sich das über Herrn Sieber machen. Sollte Sie Ihr Weg über Altenburg einmal führen, sind Sie immer herzlich gern hier gesehen. Ich hoffe, von Ihnen zu hören, um dann stärker ins Gespräch zu kommen und grüße Sie herzlich Ihr Gerhard Ströch

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