Leseprobe

27 macht mich froh, weil dadurch ein Klima hergestellt wird, das nicht völlig fremd ist. Ein solcher Ausdruck, der mich fasziniert, ist: »zweigzeit«; überhaupt finde ich das erste Blatt: »melos« sehr gut, auch »windriss« in diesem Versuch. Dann den Wortklang: »Flech- tengestein«. Das könnte fast ein Titel einer meiner Bilder sein. Auch in der Zusammenstellung: »Tropfen am Flechtengestein« interes- sant. Die Überschrift: »Spinnweben am Fels« gehört in diese Rubrik. Gut finde ich dann »stark schimmernde Gebilde« und »Landschaft«. Schon hier in diesen Gebilden sehe ich Sie auf dem Wege zu einem Ausdruck, der durch den Klang hervorgezaubert (verzeihen Sie, bitte, den Ausdruck!) werden soll; natürlich führt das dann zu Arbei- ten, die am besten auf Band gesprochen werden; nur führt das zu einer Vernachlässigung des sprachlichen Materials. Ich meine fast: eine genau fixierte Sprache, ein völlig durchfeilter Text braucht eigentlich nicht mehr einen sprachlichen Vortrag, der Wesentliches hinzugibt. Am Ende käme man dann doch wieder der Musik ins Gehege. Ich bin jedenfalls gespannt auf eine Bandaufnahme, denn nur so läßt sich ein solcher Versuch wirklich realisieren und für einen anderen als den Autor selbst nachvollziehbar machen. Ich habe mich seit 1947 mit dada8 beschäftigt und freue mich, hier zu sehen, wie viele damals embryonal auftretenden Versuche heute genutzt werden. In »nota« ist ja auch Hausmann und Schwitters vertreten.9 Das Problem der Fixierung z.Bsp. auf S.16 oben10 mag optisch gelöst sein; akustisch ist es für einen Fremden nicht hörbar (wenn man das sagen kann!) ohne Band zu machen. Eine Spannung dieser beiden Gebiete aber oder eine Fühlungnahme sehe ich indessen als nicht möglich an. Ich halte es für sehr interessant, sich darüber einmal zu unterhalten und hoffe, Sie einmal in absehbarer Zeit aufsuchen zu können. Von mir lege ich ein[e] Probe von 1947, dann eine Arbeit von 1954 und von heute bei. »nota« habe ich mit regem Interesse durchgesehen. Von dem ame- rikanischen Komponisten John Cage, von dem dort eine Arbeit abgedruckt ist,11 las ich jetzt, daß er im Hebbel-Theater in Berlin in 3 Carlfriedrich Claus, melos : , 1957 Typoskript, Kunstsammlungen Chemnitz, Stiftung Carlfriedrich Claus-Archiv 5.1.1.-176

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