Leseprobe

54 3 Ika Huber Peonys V , 1996 Peonies V Ihre Zeichnungen ähneln Tagebucheinträgen, so die Künstlerin Ika Huber (* 1953), »also tägliche[n] Übungen, die aus der Hand kommen und deshalb auch viel mit Schreiben zu tun haben.«1 Eine Anmerkung, die sich zugleich auf ihre Malerei übertragen lässt: Die schnellen, leichten Spuren des Pinsels auf der Leinwand – hier lässt sich ebenfalls eine Nähe zur Schrift ausmachen. Die sich überlagernden Linien zeugen von Bewegungen, die im jeweiligen Augenblick von selbst entstehen, aus der jahrelangen Gewohnheit des Schreibens heraus, ohne eine durchdenkende Kontrollinstanz, die die Hand leitet. Sie sind – so könnte man sagen – geleitet vom Unbewuss- ten und ermöglichen einen freien, ungezwungenen Zugang zur Form sowie eine Konzentration auf die Farbe und die Schichten. Obgleich ihren Malereien Kohlevorzeich- nungen zugrunde liegen, sagt Huber, dass sie nicht plane, was sie machen möchte, vielmehr entwickle sich der Gedanke beim Arbeiten selbst. 1 Ika Huber, Courant, hrsg. von der Galerie Bärbel Grässlin, Freiburg 2010, S. 75. According to Ika Huber (b. 1953), her drawings are like diary entries, “i.e. daily exercises using the hand and are, therefore, similar to writing as well”.1 This observation also appertains to her painting: the quick, light traces of the brush on the canvas – here it is possible to discern a proximity to writing. The overlapping lines testify to movements that arise of their own accord in the respect­ ive moment and out of the habit of writing over many years, without the mind mediating to guide the hand. One might say they are thus guided by the unconscious and allow a free, unforced access to form as well as a concentration on colour and layering. Although her paint- ings are based on charcoal sketches, Huber says that she does not plan what she would like to do, rather the idea unfolds as she is working. 1 Ika Huber, Courant , ed. Galerie Bärbel Grässlin (Freiburg, 2010), p. 75.

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