Leseprobe
41 Stätten des klassischen Weimar sammeln und in den von Schiller bewohnten Räumen aufzustellen, welche entschieden in dessen einstigem Besitze gewesen sind«. Und am 12. November 1847 teilt Stadtdirektor Carl Georg Hase Schillers Tochter Emilie von Gleichen-Rußwurmmit, »daß wir das eigentliche Wohnzimmer ganz so, wie es früher eingerichtet war, wieder herzu- stellen bemüht sind, und es ist uns auch geglückt, die ursprüngliche Tapete an den Wandschränken wieder aufzufinden und der hiesige Tapetenfabrikant Rößler hat sie ganz täuschend nachgemacht«. Da das Goethehaus erst 1886 öffentlich zugänglich wurde, war das Schil- lerhaus jahrzehntelang das einzige Weimarer Literaturmuseum. Als solches war es auch Sammelstätte von Gegenständen aus Goethes und Wielands Umfeld, darunter Wielands Schreibtisch, der sich heute in Oßmannstedt befindet. Auf Schillers Spuren fanden bald weltliche Wallfahrten statt, nicht nur nach Weimar. 1856 brachte Josef Rank einen Reiseführer unter dem Titel Schillerhäuser heraus, der »den andächtigen Wanderern zu den geweihten Arbeits- und Leidensstätten unsers großen Dichter- Propheten ein willkommener Führer« sein möchte. Rank berichtet davon, wie in den 1850er Jahren – kurz nach dem Weimarer Haus – zahlreiche »Schillerhäuser« an Schillers Lebensorten als Stätten der Verehrung eingerichtet wurden. Rank führt acht verschiedene Schil- lerhäuser (oder -stätten) auf, von denen er zu sagen weiß, sie seien »als solche von den Reisenden gekannt und besucht«. Sie erfüllten aber nicht alle die oben genannten Kriterien öffentlicher Museen und sind heute nur teilweise erhalten (die meisten der Wohnungen Schil- lers in Jena wurden im Krieg zerstört). Die heutige Dauerausstellung im Schillerhaus stammt aus dem Jahr 1988 und wurde 2009 ergänzt; sie umfasst neben Tafelausstellungen im Erdgeschoss sogenannte Zeigeräume, in welchenman sich ein bür- gerliches Familienleben aus Schillers Zeit vorstellen kann. Vor allem im Erdgeschoss und im mittleren Stockwerk, welche 1988, also gut 180 Jahre nach Schillers Tod, eingerichtet wurden, liegt diesen Räu- men allerdings kein ausdrücklicher Quellenbefund zugrunde. Im mittleren Stockwerk waren über 100 Jahre lang Büroräume. Im Erd- geschoss wurdenWirtschaftsräume und eine Küche rekonstruiert, im
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