Leseprobe

Quartier der Moderne 143 in Dessau und in Berlin eigens zugerufen werden. In Dessau wurde – neben dem historischen Bauhausgebäude von 1925/26 und den Meisterhäusern – ebenfalls 2019 ein neu errichtetes Bauhaus-Museum eröffnet, imBerliner Bauhaus-Archiv befindet sich die weltweit größte Sammlung. Der Neubau des Weimarer Museums, durch Sondermittel des Bun- des und des Landes Thüringen ermöglicht, war ein Kernbaustein des Masterplans KosmosWeimar der Klassik Stiftung in den zurückliegen- den Jahren und wurde nicht nur als museologische Herausforderung verstanden, sondern als ein ambitioniertes Vorhaben, mit demman, so Hellmut Seemann, langjähriger Präsident der Klassik Stiftung, »Weimar kulturell neu ausrichten« kann. Ergebnis dieses Vorhabens ist nicht nur das Bauhaus-Museum selbst, sondern dessen Einbettung in das Quartier der Moderne (s. Die Musealisierung Weimars. Ein geschichtlicher Abriss). Die Ausstellung geht, so Museumsdirektor Wolfgang Holler, »von einer Einbindung des Bauhauses in ein gesell- schaftliches, politisches und kulturelles Kräftefeld aus, dessen Schwin- gungen bis in die Gegenwart weiterwirken«. Zur Vorgeschichte dieser Überlegungen gehört nicht nur die Ver- treibung des Bauhauses aus Weimar durch Kürzung der staatlichen Mittel infolge bornierter Kunstauffassungen. Zur Vorgeschichte gehört auch die in Weimar besonders deutlich spürbare Klassikfixierung der Kulturpolitik der DDR, zu deren Gunsten andere Kunstrichtungen zurücktreten mussten, bis nach dem Fall der Mauer der Streit um die Deutungshoheiten umso heftiger geführt wurde. 1993 forderte der Kunsthistoriker Rolf Bothe ein eigenes Bauhaus-Museum für Weimar. 1994 wurde zum 75-jährigen Bauhausjubiläum die Ausstellung »Das frühe Bauhaus und Johannes Itten« gezeigt. 1995 wurde ein erstes, allerdings beengtes Bauhaus-Museum im sogenannten Kulissenhaus gegenüber vom Deutschen Nationaltheater eröffnet, das seit 2019 das Haus der Weimarer Republik beherbergt (s. dort). Der Entschluss zu einem großzügigeren Neubau reicht bis etwa 2005 zurück. 2010 fiel die Entscheidung für den jetzigen Standort, weil auf diese Weise das nördliche Viertel zwischen Altstadt und Bahnhof auf- gewertet würde – das Bauhaus-Museum liegt fußläufig günstiger als

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