Leseprobe
63 In der Sammlung des Deutschen Hygiene-Museums Dresden (DHMD) zählen Verhütungsmittel 1 in Tablettenform, die zur oralen Einnahme vorgesehen sind, zur umfangreichen Gruppe der Medikamente. Einen Großteil dieses Objektbestands machen Verhütungspillen aus, auch bekannt unter der landläufigen Bezeichnung »die Pille«. 2 Sie wirken hormonell und sollen eine Schwangerschaft verhindern. Daneben beherbergt die Sammlung Objekte zur Präexpositionsprophylaxe, kurz PrEP, die vor einer HIV-Infektion schützen sollen. 3 Sowohl bei der Pille als auch bei PrEP-Medikamenten handelt es sich um Verhütungsmittel, deren Einnahme zeitlich nicht direkt mit einer sexuellen Handlung verbunden ist. Sie werden prophylaktisch eingenommen und beeinflussen den Körper auf lange Sicht. Ihre Wirksamkeit setzt eine regelmäßige und disziplinierte Einnahme vor- aus. Die Pille bietet keinerlei Schutz vor sexuell übertragbaren Infek- tionen, während PrEP-Medikamente ausschließlich einer Infektion mit HIV vorbeugen. Beide Mittel müssen in Deutschland durch eine Ärzt:in verschrieben werden. Die Verhütungspille wirkt in der Regel durch ein Östrogen und ein Gestagen. Diese Hormone führen zu einer Hemmung des Eisprungs sowie zu einer Verdickung des Schleimpfropfs im Gebärmutterhals und bewirken außerdem, dass sich die Gebärmutterschleimhaut weni- ger stark aufbaut. Die Pille war das erste hormonelle Kontrazeptivum. Ende der 1950er-Jahre in den USA entwickelt, wurde sie zunächst als Mittel gegen Menstruationsbeschwerden oder unregelmäßige Zyklen verschrieben. 4 Ab 1960 war sie schließlich als Verhütungspille unter dem Namen Enovid auf dem US-amerikanischen Markt verfügbar. 5 Seitdem ist die Pille zum Sinnbild für Schwangerschaftsverhütung geworden. 6 1961 folgte die Bundesrepublik mit dem Präparat Anovlar , 1965 die DDR mit der Pille Ovosiston . Während sich in Westdeutsch- land der Begriff »Antibabypille« durchsetzte, wurde in der DDR offi- ziell von der »Wunschkindpille« gesprochen. 7 SAMMLUNGSBESTAND PILLE e Abb. 19 v. l. o. n. r. u.: Verhütungspillen Leona Hexal , 2010, Inv.-Nr. 2010/645; Ortho-Novum 1/80 , ca. 1977, Inv.-Nr. 2002/1966.69; Lyn-ratiopharm Sequenz , 1986, Inv.-Nr. 2017/1033; Sinovula mikro , ca. 1990, Inv.-Nr. 1997/364; Ovosiston , 1976, Inv.-Nr. 1999/2264; Femranette Mikro , um 1995, Inv.-Nr. 1997/381; Gyn-Anovlar 21 , um 1968, Inv.-Nr. 2003/1130; Neorlest 21 , um 1980, Inv.-Nr. 2019/463; Deposiston , 1983, Inv.-Nr. 1992/ 1728; TriStep , um 1988, Inv.-Nr. 2002/1966.43; Stediril 30 , ca. 1990, Inv.-Nr. 1997/352; 28 mini , ca. 1995, Inv.-Nr. 1997/343; Leios , um 1998, Inv.-Nr. 1997/363; Microgynon 30 ED , ca. 1990, Inv.-Nr. 2017/1139; Etalontin 28-Fe , 1984, Inv.-Nr. 2019/459; Micronovum , um 1974, Inv.-Nr. 2002/1966.65; Valette , 2000, Inv.-Nr. 2002/1816 BESTANDSÜBERSICHT EINNEHMEN, VORSORGEN, REGULIEREN
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