Leseprobe

65 Zu den Verhütungspillen im Sammlungsbestand gehören in der Regel die Tabletten selbst – in Form von Filmtabletten oder Dragees –, der Blister, ein Beipackzettel und/oder eine Informationsbroschüre sowie die Umverpackung. Gelegentlich liegen außerdem eine Kunststoff- verpackung für den Blister oder ein Etui bei sowie kleine Aufkleber mit verschiedenen Aufschriften, die an die regelmäßige Einnahme erinnern sollen (Abb. 20, S. 64), oder Kalender zur Vorlage bei ärztli- chen Untersuchungen. 18 Bei rund einem Drittel der Sammlungsob- jekte ist lediglich die Umverpackung überliefert. Der umfangreiche Bestand an Verhütungspillen in der Sammlung des DHMD lässt sich anhand verschiedener Aspekte charakterisieren. Üblich ist die Einteilung oraler hormoneller Kontrazeptiva in vier Ge- nerationen. 19 Für jede Generation wurden neue künstliche Gestagene entwickelt, die die Verträglichkeit der Präparate erhöhen und Neben- wirkungen reduzieren sollten. 20 Die erste Pillengeneration umfasst die Präparate aus den 1960er-Jahren mit einer vergleichsweise hohen Hormondosierung. Sie enthalten in der Regel die Östrogene Ethin- ylestradiol oder Estradiol und ein Gestagen. Ab den 1970er-Jahren kamen Verhütungspillen der zweiten Generation auf den Markt, deren Wirkstoffe aus einem Östrogen sowie den Gestagenen Levonorge- strel oder Norethisteron bestanden. In den 1990er-Jahren folgten die Präparate der dritten und ab etwa 2000 diejenigen der vierten Gen- ration, die ein Östrogen sowie eines der Gestagene Desogestrel, Ge- stoden oder Drospirenon enthalten. Präparaten dieser beiden letzten Generationen werden höhere Nebenwirkungen zugeschrieben. 21 Im Sammlungsbestand sind alle vier Pillengenerationen vertreten. Auf- grund des zeitlichen Schwerpunkts auf den 1990er- und 2000er-­ Jahren dominieren Präparate der beiden letzten Generationen. Die Verhütungspillen können außerdem nach den darin enthalte- nen Wirkstoffen und deren Dosierung unterschieden werden. Die meisten Pillen im Sammlungsbestand enthalten zwei Hormone – ein Östrogen und ein Gestagen – und werden deshalb als Kombinations- präparate bezeichnet. Eine Ausnahme ist die sogenannte Minipille, die ausschließlich ein Gestagen, wie Levonorgestrel oder Desoge- strel, enthält. Ihre Einnahme erfolgt täglich immer zur gleichen Uhr- zeit und im Unterschied zu anderen Präparaten durchgehend ohne Pause für eine Abbruchblutung. Die Minipille wurde in den späten 1960er- / frühen 1970er-Jahren auf den westdeutschen Markt ge- bracht. 22 Im Sammlungsbestand ist diese Pillenart mit fünf Objekten vertreten, darunter die frühen Präparate Microlut und Micronovum (Abb. 19, S. 62) von 1974. 23 Etwa ein Drittel der Verhütungspillen im Bestand enthalten zudem niedrigere Hormondosen als andere Präparate. Diese Pillen werden als Mikropillen bezeichnet und tragen die Angabe der Dosierung oft im Präparatnamen. 24 Mikropillen sind seit etwa 1970 in der Bundes- republik verfügbar. 25 Verhütungspillen lassen sich auch in Einphasen- und Mehrphasen- präparate unterscheiden (Abb. 21, S. 66). Bei einem Großteil der Sammlungsobjekte handelt es sich um sogenannte Einphasenpräpa- OBJEKTBESTANDTEILE PILLE PILLENARTEN

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