Leseprobe
67 Einnehmen Vorsorgen Regulieren rate, deren Zusammensetzung von der ersten bis zur letzten Pille durchgehend gleich ist. Anfang der 1970er-Jahre kamen Zweiphasen- präparate auf den Markt, Mitte der 1980er-Jahre Dreiphasenpräpara- te. 26 Diese zeichnen sich durch verschiedene Einnahmephasen aus, in denen die Hormone in den einzelnen Pillen unterschiedlich dosiert sind. Sie sollen den natürlichen Hormonhaushalt der Anwender:in imitieren, der im Laufe des Zyklus Schwankungen unterworfen ist. 27 Die Einnahmephasen sind durch unterschiedlich gefärbte Pillen ge- kennzeichnet. Zu den Besonderheiten im Sammlungsbestand zählen die Präpa- rate Etalontin 28-Fe (Abb. 19, S. 62) und Orlest 28-Fe aus den frühen 1980er-Jahren, die neben Hormonen außerdem Eisen(II)-fumarat ent- halten und damit einem Eisenmangel während der Menstruation ent- gegenwirken sollten. 28 Eine weitere Besonderheit stellt die soge- nannte Wochenpille Deposiston (Abb. 19, S. 62) aus DDR-Produktion dar, die nur einmal wöchentlich einzunehmen war. 29 Der Sammlungsbestand beherbergt zudem vier Notfallkontrazep- tiva unterschiedlicher Hersteller, die zur einmaligen Einnahme vor- gesehen sind. 30 Die sogenannte »Pille danach« ist in Deutschland seit 2015 rezeptfrei in Apotheken erhältlich. Das Medikament kann nach ungeschütztem Sex oder bei Versagen der Schwangerschaftsver- hütung eingenommen werden. Das hochdosierte Gestagen Ulipristal acetat oder Levonorgestrel verzögert dabei den Eisprung, womit eine Befruchtung der Eizelle verhindert wird. Die Präparate müssen spä- testens zwischen drei und fünf Tagen nach dem Sex eingenommen werden. Das ältere Präparat in der Sammlung, duofem , enthält noch zwei Pillen, die aktuelleren Präparate ellaOne (Abb. S. 2) und PiDaNa dagegen nur eine. Des Weiteren sind vier Fläschchen der Schering AG in der Sammlung vorhanden, die je zehn Tabletten mit dem Hor- mon Norgestrel enthalten. 31 Laut Auskunft des Vorbesitzers handelt es sich dabei um eine Vorläufer-Substanz für die »Pille danach« aus den späten 1970er-Jahren. 32 In der Sammlung befinden sich außerdem zwei Exemplare des Präparats Mifegyne (Abb. 22, S. 68), das eine Schwangerschaft ab- bricht. 33 Diese sogenannte »Abtreibungspille« wurde erstmals 1988 in Frankreich zugelassen und ist seit 1999 in Deutschland verfügbar. 34 Sie kann bis zur neunten Schwangerschaftswoche eingenommen werden und stellt eine Alternative zum operativen Schwangerschafts- abbruch dar. 35 Erhältlich ist das Präparat nur in zugelassenen Kliniken und Arztpraxen, die berechtigt sind, Schwangerschaftsabbrüche durchzuführen. Voraussetzungen für die Einnahme sind ein Bera- tungsgespräch und eine dreitägige Wartezeit. Das Medikament wird unter ärztlicher Aufsicht eingenommen, anschließend kann die An- wender:in nach Hause gehen. Die Abbruchblutung erfolgt etwa 24 Stunden später. Der Wirkstoff Mifepriston hemmt das körpereigene Hormon Progesteron, was dazu führt, dass sich der Muttermund öff- net; die Gebärmutterschleimhaut und der Fruchtsack mit dem Emb- ryo lösen sich ab und werden schließlich abgestoßen. Etwa 36 bis 48 Stunden nach Einnahme des Medikaments bekommt die Anwen- e Abb. 21 v. l.o. n. r. u.: Blister zu ver schiedenen Pillenarten: Dreiphasenpräparat Trisiston , 1997, Inv.-Nr. 2002/1821; Zweiphasenpräparat Sequostat , 1983, Inv.-Nr. 1992/1731; Einphasenprä parat Ortho-Novum 1/80 , ca. 1977, Inv.-Nr. 2002/ 1966.69; Dreiphasenpräparat TriStep , um 1988, Inv.-Nr. 2002/1966.43; Zweiphasen präparat Ovanon , ca. 1993, Inv.-Nr. 1997/355; Einphasenpräparat /Mikro pille Miranova , um 2001, Inv.-Nr. 2002/1832
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