Leseprobe

154 Viele der Objekte stammen aus den 1970er- bis 1990er-Jahren. Damit ist ein Zeitraum abgedeckt, in dem Methoden der »natürlichen« Schwangerschaftsverhütung intensiv diskutiert wurden und an Popu- larität gewannen. Ausschlaggebend für diese Entwicklung war unter anderem die Kritik an hormonellen Verhütungsmitteln wie der Pille, die ab den 1970er-Jahren zunahm und maßgeblich durch die zweite Welle der Frauenbewegung vorangetrieben wurde. 7 Zudem verurteilte die katholische Kirche ›künstliche‹ Verhütungsmittel; die einzige Me- thode, die sie tolerierte, war die Zyklusbeobachtung. 8 Anhand des Sammlungsbestands kann die Entwicklung vom ein- fachen, analogen Zyklusthermometer hin zum komplexen, digitalen Gerät wie dem Zykluscomputer (Abb. 62, S. 154) nachvollzogen wer- den. In der Sammlung finden sich besonders gängige Modelle ebenso wie einzelne Produkterfindungen, die sich auf dem Markt offenbar nicht durchsetzen konnten. Die zunehmende Komplexität und Multi- funktionalität der Geräte spiegeln sich auch in den beiliegenden, im- mer umfangreicheren Anleitungen wider. Auf Verpackungen und in Druckwerken werden sie in erster Linie als technische Produkte präsentiert. Zudem sind oftmals neben den Objekten selbst die Adressat:innen – als Frauen zu lesende Personen und heterosexuelle Paare – sowie das mögliche Ergebnis der Anwendung abgebildet: Babys. Der Gebrauch wird in den Druckwerken meist detailliert be- schrieben. Abb. 62 v. o. n. u.: Zykluscomputer baby comp , ca. 1986, Inv.-Nr. 2010/540; Zyklus­ messgerät OvuTest 77 , 1986, Inv.-Nr. 2020/493 ; Zyklus­ computer Cyclotest 2 Plus , ca. 1998, Inv.-Nr. 2009/202

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