Leseprobe
176 J. B. verwendete die erste und die zweite elektrische Zahnbürste so- wohl zur Zahnhygiene als auch zur klitoralen Stimulation, indem sie den Bürstenaufsatz abnahm und das kleine rundliche Endstück im vibrierenden Zustand an ihre Klitoriseichel hielt. Das Masturbieren mit der Zahnbürste sei »aufregend«, weil »ein bisschen verboten« ge- wesen. Außerdem habe J. B. die Vibration so stark empfunden, dass sie meist schon nach wenigen Momenten zum Orgasmus gekommen sei. An die erste Selbstbefriedigung mit der Zahnbürste erinnert sich J. B. sehr gut, denn es sei das erste Mal gewesen, dass sie »vier Mal hintereinander kommen konnte«, und das war für sie »herrlich«. Es kam durchaus vor, dass sie allein aufgrund des Geräuschs der Vib- ration schon Lust auf Selbstbefriedigung bekam: »Es war das Wun- derding schlechthin, jedes Mal wenn ich Zähne geputzt hab, hab ich gedacht, oh, heute Nachmittag.« Das Vorspiel, das sie als »lange Fantasiereise« bezeichnet, fiel dabei jedoch vollständig weg. Die Zahnbürste wurde für J. B. immer mehr zum »Werkzeug«, um einen Orgasmus herbeizuführen: »Es war nur die klitorale Befriedigung, ganz schnell.« Als Teenagerin, die bei ihren Eltern in einem kleinen Ort im ländli- chen Raum wohnte, war es für sie schwierig, an Sexspielzeug zu kommen. Die Zahnbürste war somit zunächst eine Alternative, weil sie unmittelbar verfügbar war. Doch auch später, als sie bereits nach Dresden umgezogen war, sich sexuell freier entfalten und Sexspiel- zeug unkompliziert erwerben konnte, nutzte sie die Zahnbürste neben Abb. 73 Gürtel Levi’s , ca. 2002, Inv.-Nr. 2020/675
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