Leseprobe
60 / 61 Unterkunft bei dem ebenfalls für Trippel tätigen Stuttgarter Bildhauer Friedrich Distelbarth in der Via della Purificazione unweit der Piazza Barberini vermittelt und ihn mit Weinbrenner bekannt gemacht haben. Gemeinsam mit Asmus Jakob Carstens war der Architekt im Mai 1792 von Berlin aus nach Rom aufgebrochen, das er im August erreichte.11 Im Frühjahr 1794 und im Sommer 1796 reisten Weinbrenner, Wolff und Hummel jeweils für drei Monate nach Neapel und Paestum.12 Die bei- den Reisen mit ihrem umfangreichen Besichti- gungsprogramm sind durch die Denkwürdigkeiten sowie durch Skizzenbücher dokumentiert.13 Beide Künstler standen in engem Austausch mit einander und werden auf ihren Reisen auch gemein- sam skizziert haben. Da zwei Skizzenbücher Hum- mels von den Reisen nach Neapel und Paestum seit den 1980er Jahren verschollen sind,14 ist allerdings bislang nur ein Motiv nachweisbar, das beide Künst- ler mit nur leicht versetztem Standpunkt zum sel- ben Zeitpunkt auf das Papier brachten – eine Ansicht des berühmten Vesta-Tempels in Tivoli samt der zum Trocknen aufgehängten Wäsche.15 Dem ähnlichen Blick aus den Fenstern ihrer nah beieinander gelegenen Wohnstuben widmeten beide in ihren Skizzenbüchern jeweils ein Blatt. Ab 1794 wohnte Hummel gemeinsam mit Wolff in der Via Margutta unweit der Piazza di Spagna. Wein- brenner lebte mit seinem Jugendfreund, dem Maler Feodor Iwanowitsch, genannt Kalmück, nur eine Parallelstraße weiter in der Via del Babuino. Unge- schönt fixierte er die Aussicht, die sich ihm von einem bestimmten Standort, möglicherweise von Abb. 1 / Friedrich Weinbrenner AUSBLICK AUS SEINEM ZIMMER IN DER VIA BABUINO um 1794, aus einen aufgelöstem Skizzenbuch, Grafit, Feder in Schwarz, braun laviert, 17,2 × 26 cm, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, Kupferstichkabinett
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