Leseprobe
Die Basis hierfür bildeten trigonometrische Berech- nungen und Winkelspiegelungen. Mithilfe eines an der gedachten Position des Augenpunkts an zusetzenden Winkelmessers, von dem aus die Fluchtpunkte der Gegenstände auf dem Horizont abgetragen wurden, konnte jede denkbare räum liche Konstellation von Gegenständen auf einfache Weise mathematisch korrekt im perspektivischen Bild rekonstruiert werden. Entscheidend waren dabei nur die – vorher zu bestimmende – Lage des Horizonts, des Augenpunkts und der Haupt vertikale sowie die Distanz des Betrachters von der Bildtafel. Lamberts Perspektivetheorie wurde im deutschsprachigen Raum schnell popularisiert. So übernahm etwa Johann Georg Sulzer die neue Konstruktionsweise in seine erstmals von 1771 bis 1774 erschienene Allgemeine Theorie der Schönen Künste, 2 und auch der Artikel zur Perspektive in Krünitz’ Encyklopädie 3 basierte auf dieser Methode. Aus Sulzers Allgemeiner Theorie stammt ebenfalls die hier wiedergegebene Darstellung (Abb. 3), in der Lambert die Grundprinzipien seines Verfahrens am Beispiel einer Landschaft demonstrierte. Sie war von Daniel Chodowiecki radiert worden und als ausklappbare Tafel dem Eintrag zum Stichwort »Perspektiv« beigegeben. Indem Lambert die perspektivische Konstruk- tion mit der Geometrie der Winkelberechnungen verknüpfte, war diese in ein umfassendes, in sich stimmiges System überführt und zu einem für die Abb. 3 / Johann Heinrich Lambert DIE PRINZIPIEN DER FREYEN PERSPEKTIVE, DEMONSTRIERT AN EINER LANDSCHAFT Radierung von Daniel Chodowiecki nach Lamberts Zeichnung, 24 × 41 cm, Illustrationstafel zum Artikel Perspektiv in Johann Georg Sulzers Allgemeiner Theorie der schönen Künste , 2. Aufl. Leipzig 1778–1779, Bd. 2, Teil 3, S. 420, Staatliche Museen zu Berlin, Bibliothek der Alten Nationalgalerie
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy MTMyNjA1