Leseprobe

158 159 beiden Schwestern Julie Elise und Dorothea Helene, sein Vater Jacob Julius mit Alfreds Mutter Johanna Elise Christiana und seine Großmutter. Die Geschwister Paul, Max und Erna Juliane erweiterten in den Folgejahren die Familie Heinsohn. Die Steinstraße war Arbeits- und Wohnort zugleich. Der Vater hatte im Alter von 33 Jahren 1860 die Destillation und Weinhandlung von sei­ nem Vater Peter übernommen. Zur Kinder- und Jugendzeit von Alfred existieren keine Überlieferungen. Wie die Schwaaner Künstler Franz Bunke, Rudolf Bartels und Peter Paul Draewing erlernte er zunächst den Beruf eines Dekorationsmalers und besuchte die Ham­ burger Gewerbeschule. Seine Mutter verstarb 1894. Den seit­ dem kränkelnden Vater musste der jüngere Bruder Paul bei dessen Geschäften unterstützen. Im gleichen Jahr trug sich Alfred Heinsohn unter der Nummer 290 in die Matrikel der Kunstschule Weimar ein, zeitgleich mit dem später ebenfalls in Schwaan tätigen Otto Tarnogrocki. Am 1. Oktober 1894 wurde er provisorisch und ab dem 13. März 1895 definitiv in die Kunstschule Weimar aufgenommen. Die Zeit dazwischen kann als Probezeit angesehen werden. Heinsohn erhielt Unterricht bei Theodor Hagen und Christian Rohlfs, dem er wesentliche Impulse für sein eigenes Schaffen verdankte. 1896 starb sein Vater, und Alfred Heinsohn wurde als Vor­ mund für seine jüngeren Geschwister Paul, Max und Erna Juliane eingesetzt. Das Erbe musste unter den Geschwistern aufgeteilt werden. Zunächst war man bemüht, das Eltern­ haus in der Steinstraße 48 (Abb. 1) in Hamburg im Familien­ besitz zu halten und verkaufte daher zwei andere Häuser in Hamburg. Ein Bericht vom 27. Oktober 1896 gibt einen Ein­ blick in die familiäre Situation: »Das älteste der Mündel Paul war schon zu Lebzeiten des Vaters im Geschäfte des Vaters einer besuchten Destillation und Weinhandlung in der Stein­ straße thätig. Mit Zustimmung sämmtlicher Miterben und unter Aufsicht seiner hier ansässigen Schwester Juliane Elise verwaltet er augenblicklich unter Beihilfe eines Buchhalters dieses Geschäft für Rechnung des Nachlasses.« 1 Paul be­ mühte sich mit 19 Jahren um die Herbeiführung seiner Mün­ digkeitserklärung, um das väterliche Geschäft weiterführen zu können. Die Mündigkeit, also Volljährigkeit, wurde erst mit 21 Jahren erreicht. Im Frühjahr 1897 schrieb er einen Brief an die Vormundschaftsbehörde: »In erster Linie wünsche ich meine Mündigkeitserklärung herbeigeführt zu sehen, und zwar dies in der allernächs­ ten Zeit, dann eine rechtbaldige Auseinandersetzung mit meinen Geschwistern als Miterben, damit ich in den Stand gesetzt werde, das Geschäft, welches von mir ge­ führt werden soll, nebst dazu gehörigen Grundstücken […] selbstständig zu übernehmen.“ 2 ‘My esteemed Doctor! I have moved my brother Paul to run the business until 14 August and regard the business as being completely dissolved as of 14 August. Under this condition do I give my approval that the business should be kept running so long in order to sell the remaining goods as well as pos­ sible. I ask you to consult with my brother regarding the day of auction of the goods and inventory, since I as legal guardian can no longer be responsible for putting out any more money. Respectfully Alfred Heinsohn’ 3 Already on 20 September 1898, the house on Steinstraße was auctioned off and the differences between the siblings were settled. In 1895 and 1896, Heinsohn interrupted his studies in Weimar, for two months each time, and then in 1898 for a total of six months, but took them up again. Just when his first study trip to Schwaan together with Franz Bunke, Otto Tarnogrocki and Peter Paul Draewing (p. 156) took place is not exactly known. It is certain, however, that the paintings DER LINDENBRUCH IN SCHWAAN and LINDENBRUCH I and II, which were exhibited for the first time in Dresden in 1898, were made in Schwaan, or at least sketches or drawings of them were made in this small city in Mecklenburg. He was registered as a resident of Schwaan in 1899. The location and the artists in Franz Bunke’s circle inspired Hein­ sohn to found his own studio. He did so in 1902. In a news­ paper article of 1902 in the SCHWAANER ANZEIGER, it was mentioned that: ‘The artist and landscape painter Mr Heinsohn of Ham­ burg, then Weimar, has recently bought a property of 308 square roods on the Warnow behind the Warnow brick­ yard. Mr Heinsohn is planning on building a villa and having grounds built. It is said that a small canal is to be dug from the property to the Warnow, so that it also can be accessed by water.’ 4 (fig. 5) These plans were realised without the canal and without the park. Heinsohn built a house with a studio at this location, which is still today known in Schwaan by the name ‘Warnow Villa’ (fig. 6). From this somewhat elevated location, he had a wide view of the Warnow meadow and of the city. His sib­ lings Paul and Erna Juliane were also registered as residents of Schwaan in 1905–06.

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