Leseprobe
Beispiel 2: Die Kunstpräsentation aus der slowakischen und kroatischen Teilrepublik Der internationale und gesamtstaatliche Kontext Die Kunstpräsentation der Tschechoslowakei und Jugoslawiens Die Entwicklung der tschechoslowakischen und jugoslawischen Kunstpräsentation 232 im In- und Aus- land geschah nach 1945, ähnlich wie die der Musikdiplomatie, im Kontext des Kalten Krieges. Auch die Kunst diente sowohl der KPČ als auch der Kommunistischen Partei Jugoslawiens als ein Mittel in der ideologischen Auseinandersetzung mit den westlichen Gegnern. Als sich die politischen Priori- täten der Kommunisten verschoben, änderten sich auch die Ziele, die sich mit der auswärtigen Kunstpräsentation verfolgten. Nach 1945 setzten sie in Prag und in Belgrad zunächst auf den sozia- listischen Realismus 233 , das Kunstdogma aus der Sowjetunion. Als Antwort entwarfen die USA und ihre Verbündeten ein eigenes, konträres, Leitbild, die »Abstraktion als Weltsprache« 234 . 235 Im Zuge der Entspannungspolitik in den 1960er-Jahren änderten sich die Ziele und Ost wie West setzten nun Kunst als Mittel zur gegenseitigen Annäherung ein. 236 In diesem Zeitraum begannen sowohl die Tschechoslowakei als auch Jugoslawien, diese Form der »weichen« Diplomatie gegenüber Entwick- lungsländern auszubauen. 237 Ihre auswärtige Kunstarbeit inner- und außerhalb Europas war breitge- fächert. Die Präsentation schloss die einheimische bildende Kunst mit Plastiken, Malerei, Grafiken und Baukunst ebenso ein wie Objekte der angewandten Kunst. 238 232 Im Folgenden wird die Kunstpräsentation im Ausland, um zusätzlichen Wiederholungen zu entgehen, inhalts gleich Kunstarbeit oder Kunstdiplomatie genannt. 233 Zum Begriff sozialistischer Realismus vgl. B I. 234 Korowin, Der Russen-Boom, 265. Vgl. auch: Caute, The dancer defects, 33–53. 235 Diese konfrontative Kunstpolitik führte dazu, dass die staatlich geförderte Kunst aus den sozialistischen Staaten als diplomatisches Mittel nicht uneingeschränkt geeignet war, denn imWesten wurde diese vielfach mit Diktatur und Terror gleichgesetzt. Der westliche Kunstmarkt konzentrierte sich auf Avantgardisten, Dissidenten und inoffizielle Künstler aus den osteuropäischen Staaten. Dies änderte sich in den 1960er-Jahren, als beide Großmächte auf eine Ent spannung im Systemkonflikt setzten. Vgl. Korowin, Der Russen-Boom, 266. 236 Vgl. Korowin, Der Russen-Boom, 37–38. 237 Christian Saehrendt belegt das für die DDR und ihr Kunstengagement in Afrika. Vgl. Saehrendt, Kunst im Kampf für das »Sozialistische Weltsystem«. Zu den kunstpolitischen Strategien der USA und der Sowjetunion im Allgemeinen vgl. Caute, The Dancer Defects; Hixson, Walter L.: Parting the curtain. Propaganda, culture, and the ColdWar. New York 1998. 238 Im Folgenden wird der Begriff »Kunst« in der Regel als Sammelbegriff für angewandte und bildende Kunst sowie ihre Gattungen verwendet.
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