Leseprobe

Einleitung Staaten in Afrika und Asien – Aktionsräume für die slowakische und kroatische Kulturpolitik 1971 erwartete das Kairoer Symphonieorchester einen besonderen Gast. An den Dirigentenpult des renommiertesten Orchesters Ägyptens trat der Kroate Boris Papandopulo. Zu diesem Zeitpunkt wurde er für seine zeitgenössischen Kompositionen international gefeiert. 1 Der Stardirigent eröff- nete damals nicht nur die Spielzeit, sondern er blieb für weitere sechs Auftritte in der ägyptischen Hauptstadt. 2 Papandopulo gastierte in Kairo wie viele andere jugoslawische Künstlerinnen und Künstler 3 im offiziellen Auftrag seines Heimatlandes, der Sozialistischen Föderativen Republik Jugo- slawien 4 . Für Jugoslawien war der politische Nutzen dieser weichen Diplomatie außerordentlich. Vielseitige Kontakte zur Regionalmacht Ägypten galten als bedeutsam für die eigene Nichtpakt- gebundenheit im Kalten Krieg und für die angestrebten engen Kooperationen mit anderen Staaten in Afrika und Asien. Aus diesem Grund bemühte sich Jugoslawien früh um kulturelle Beziehungen mit Ägypten, bereits 1958 erhielte diese eine vertragliche Grundlage mit einem zwischenstaatlichen Kulturabkommen. Das prestigeträchtige Engagement Papandopulos war zwar im gesamtjugoslawischen Interesse, initiiert hatte es jedoch die kroatische Teilrepublik. Seine Auftritte hatte die Kommission für Kultur- beziehungen 5 in Zagreb organisiert, die in der Regierung der Sozialistischen Republik Kroatien (SRH) 6 für die internationalen Kontakte mitverantwortlich gewesen ist. 1 In seine Kompositionen hatte Papandopulo Elemente aus der Volkskunstmusik, der Zwölftontechnik bis hin zu Pop und Jazz einfließen lassen. Zudem hatte er sich als Chefdirigent an mehreren Orchestern in Jugoslawien, unter anderem am Nationaltheater in Zagreb, einen Namen erarbeitet. Vgl. Blažekovíc, Zdravko: Eintrag »Boris Papando­ pulo«. In: Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Allgemeine Enzyklopädie der Musik. Personenteil 13, Pal-Rib. Hg. v. Ludwig Finscher. Stuttgart 2005, 87. 2 Die kroatische Kommission für Kulturbeziehungen hat diese Spielzeit des Dirigenten in Kairo vermerkt. In einem Lexikoneintrag ist Papandopulos Wirkungsphase an der ägyptischen Oper hingegen auf mehrere Jahre datiert, ohne diese Angabe zu konkretisieren. In einem Interview in der kommunistischen Parteizeitung Borba hat der Künstler selbst davon gesprochen, dass er 1971 mit Unterbrechungen für fünf Monate Chefdirigent des Kairoer Symphonieor­ chesters gewesen sei. Auf Basis dieser Quellenlage ist anzunehmen, dass sein Auftritt im Dezember 1971 nicht sein einziges Gastspiel in Ägypten war. Vgl. Hrvatsko Narodno Kazalište Rijeka: Na prvom međunarodnom CD – U Riječke opere djela hrvatskog Mozarta, Borisa Papandopula [Das Kroatische Nationaltheater in Rijeka: Zur ersten internationa­ len CD – Das Werk des kroatischen Mozarts, Boris Papandopulo, an der Oper Rijeka]. In: http://hnk-zajc.hr/na-prvom - medunarodnom-cd-u-rijecke-opere-djela-hrvatskog-mozarta-borisa-papandopula (5.5.2017); Blažekovíc, Eintrag »Bo­ ris Papandopulo«, 87. 3 Soweit im Folgenden Berufs-, Gruppen- und/oder Personenbezeichnungen Verwendung finden, so ist auch stets die jeweils weibliche Form gemeint. Die Verf. sieht daher bewusst von einer genderneutralen Ausdrucksweise ab. 4 Kroatisch/Serbisch: Socijalistička Federativna Republika Jugoslavija (SFRJ). 5 Kroatisch: Komissija za kulturne s inozemstvom. 6 Kroatisch: Socijalistička Republika Hrvatska (SRH).

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