Leseprobe

Der Frieden von Bautzen 1018 Mit einem Ausblick auf das Friedensversprechen von Sandewalde/Sądowel (1218) MATTHIAS HARDT Am 30. Januar 1018 handelten Erzbischof Gero von Magdeburg, Bischof Arnulf von Halberstadt, Markgraf Hermann von Meißen, ein Graf Dietrich und der kaiserliche Kämmerer Friedrich in der urbs Budusin /Bautzen nach 16 Jahren permanenter Kriegszüge einen Frieden mit dem polnischen Fürsten Bolesław Chrobry aus. 1 Dieser stellte dafür vornehme Geiseln, und im Gegenzug begleiteten sächsi- sche Krieger den bald folgenden Kriegszug Bolesławs gegen Kiev. Zur Bekräftigung des Friedens wurde in Cziczani 2 eine Ehe geschlossen, die Bolesław mit Oda, der Schwester des Markgrafen Her- mann einging. 3 Nach dem Tod seiner Frau Emnildis im Vorjahr war dies seine vierte rechtmäßige Ehe. 4 Bautzen wurde durch den Friedensschluss zu einem für die europäische Geschichte bedeutungs- vollen Ort. Im Folgenden sollen die der Übereinkunft vorangehenden Handlungen noch einmal aus- gebreitet werden, damit verständlich wird, welche Zustände im Januar 1018 beendet wurden. Allen Überlegungen dazu muss vorausgeschickt werden, dass vor 1000 Jahren die von Lusizern 5 in der 1 Thietmar von Merseburg, Chronicon. Hg. v. Robert Holtzmann. MGH SS rer. Germ. N. S. IX. Berlin 1935, VIII, 1, 492: Posteaque iussu suo et assidua Bolizlavi ducis supplicatione in quadam urbe Budusin dicta a Gerone et Arnulfo episcopis et a comitibus Hirimanno atque Thiedrico pax sacramentis firmata est et a Fritherico camerario III. Kal. Februarii … ; Lübke, Christian: Regesten zur Geschichte der Slaven an Elbe und Oder (vom Jahr 900 an), Teil IV: Regesten 1013–1057. Berlin 1987 (Osteuropastudien der Hochschulen des Landes Hessen, Reihe I; Gießener Abhandlungen zur Agrar- undWirtschaftsfor- schung des europäischen Ostens 152), Nr. 534, 86–88; Ludat, Herbert: An Elbe und Oder um das Jahr 1000. Skizzen zur Politik des Ottonenreiches und der slavischen Mächte in Mitteleuropa, Köln/Wien 1971, 88 f.; Görich, Knut: Eine Wende imOsten: Heinrich II. und Bolesław Chrobry. In: Otto III. – Heinrich II. Eine Wende? Hg. v. Bernd Schneidmüller und Ste- fan Weinfurter, Sigmaringen 1997 (Mittelalter-Forschungen 1), 95–167, hier 160 f.; Lübke, Christian: Das östliche Europa. München 2004 (Die Deutschen und das europäische Mittelalter), 229; Weinfurter, Stefan: Kaiser Heinrich II. und Bolesław Chrobry: Herrscher mit ähnlichen Konzepten? In: Quaestiones Medii Aevi Novae 9. (2004), 5–25, hier 24. 2 Ludat, An Elbe und Oder umdas Jahr 1000 (wie Anm. 1), 31 mit Anm. 220, der sichmit Hermann, Joachim: Siedlung, Wirtschaft und gesellschaftliche Verhältnisse der slawischen Stämme zwischen Oder/Neiße und Elbe. Studien auf der Grundlage archäologischen Materials. Berlin 1968 (Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin; Schriften der Sektion für Vor- und Frühgeschichte 23), 326 f. gegen Zützen bei Luckau und für Burg im Spreewald ausspricht. Weitere Lokalisierungsvorschläge bezogen sich auf Zinnitz (Kr. Calau) und Klein-Seitschen südwestlich von Bautzen, siehe Jecht, Robert: Erste Erwähnung der Oberlausitz. Der Gau Besunzane und die urbs Businc sind gleich dem Orte Biesnitz und der Landeskrone. Wo lag Sciciani ? In: Neues Lausitzisches Magazin 97 (1921), 188–199, hier 197–199. Vgl. zu den namenkundlichen Begründungen die Literaturangaben bei Lübke, Christian: Regesten zur Geschichte der Slaven an der Elbe und Oder (vom Jahr 900 an), Teil III: Regesten 983–1013. Berlin 1986 (Osteuropastudien der Hoch- schulen des Landes Hessen, Reihe I; Gießener Abhandlungen zur Agrar- undWirtschaftsforschung des europäischen Ostens 134), Nr. 447, 298. 3 Thietmar von Merseburg (wie Anm. 1), Chronicon VIII, 1 492–494; Görich, Eine Wende im Osten (wie Anm. 1), 134. 4 Lübke, Regesten IV (wie Anm. 1), Nr. 535, 88 f. Zu den früheren Ehefrauen Bolesław Chrobrys Thietmar vonMerseburg (wie Anm. 1), Chronicon IV, 58, 198. 5 Eichler, Ernst: Völker- und Landschaftsnamen im altsorbischen Sprachgebiet. In: Lĕtopis A. (1966), 1–30, hier 10 f.

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