Leseprobe
Ostmitteleuropäische Friedensschlüsse 7 q die frühere jugoslawische Republik Mazedonien in einem am Prespa-See geschlossenen Abkommen, ihre Streitigkeiten um den Namen FYROM zugunsten einer gemeinsamen Zukunft in Europa und NATO beizulegen. In all diesen Friedensjubiläen spiegeln sich die unterschiedlichen Interessenlagen, denen das östliche Europa zu verschiedenen Zeitpunkten im vergangenen Jahrtausend ausgesetzt war. Alle diese Regionen gehören auch zu den Interessengebieten des langjährigen Direktors des GWZO, Prof. Dr. Christian Lübke, der im Jahr 2018 zwar kein so rundes Jubiläum feierte wie die vorgestell- ten Friedensschlüsse, wohl aber eines, das für ihn ebenso wie das GWZO zukunftsweisend werden würde: Christian Lübke wurde am 17. Dezember 2018 65 Jahre alt. Die Tagung über die ostmittel- europäischen Friedensschlüsse des zweiten nachchristlichen Jahrtausends war ihm gewidmet; um ihn, sein erfolgreiches Wirken für die ostmittel- und osteuropäische Geschichte und das GWZO zu würdigen, hatten wir uns mit einem umfassenden, Friedensschlüsse in den Fokus nehmenden Programm versammelt. Nachdem der Frieden 1 in seiner ganzen politischen, rechtlichen, sozialen und religiösen Bedeutung und speziell die meist schriftlich fixierten Beendigungen von Kriegshand- lungen des Mittelalters und der Neuzeit in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder aus ver- schiedenen Perspektiven der Forschung Beachtung gefunden haben, 2 sollten über ein Jahrtausend hinweg Voraussetzungen und Abläufe von Friedensverhandlungen und -schlüssen betrachtet wer- den, die in der Geschichte Ostmitteleuropas Bedeutung erhielten. Der Frieden von Brest-Litovsk schließlich hatte mit seiner Grenzziehung auch Konsequenzen für die archäologische Erforschung der Beziehungen zwischen Lateineuropa und der Kiever Rusʼ, die in den auf den Friedensvertrag folgenden Jahrzehnten und insbesondere nach 1945 auf beiden Seiten der Grenze verschiedenen Zielen diente. Waren Schlachtfeldarchäologie und die Archäologie des Krieges 3 und der kriegerischen 1 Kaufmann, Ekkehard: Friede. In: Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte, Bd. 1, Berlin 1971, 1275–1292; Janssen, Wilhelm: Friede. In: Geschichtliche Grundbegriffe. Historisches Lexikon zur politisch-sozialen Sprache in Deutschland. Hg. von Otto Brunner, Werner Conze und Reinhart Koselleck, Bd. 2, Stuttgart 1975, 543–591; Kauf- mann, Ekkehard: Königsfrieden. In: Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte, Bd. 2, Berlin 1978, 1032; Ar- nold, Klaus: De bono pacis – Friedensvorstellungen in Mittelalter und Renaissance. In: Überlieferung–Frömmig- keit–Bildung als Leitthemen der Geschichtsforschung. Vorträge beim wissenschaftlichen Kolloquium aus Anlass des 80. Geburtstages von Otto Meyer. Würzburg, 25. Oktober 1986. Hg. von Jürgen Petersohn, Wiesbaden 1987, 133– 154; Sellert, Wolfgang: Friedensprogramme und Friedenswahrung imMittelalter. In: Wege europäischer Rechtsge- schichte. Karl Kroeschell zum 60. Geburtstag dargelegt von Freunden, Schülern und Kollegen. Hg. von Gerhard Kö- bler, Frankfurt amMain 1988 (Rechtshistorische Reihe 60), 453–467; Becker, Hans-Jürgen/Hödl, Ludwig: Friede. In: Lexikon des Mittelalters, Bd. 4, München-Zürich 1988, 919–921; Zwischenstaatliche Friedenswahrung in Mittelal- ter und Früher Neuzeit. Hg. von Heinz Duchhardt, Wien 1991 (Münstersche Historische Forschungen 1); Träger und Instrumentarien des Friedens imhohen und spätenMittelalter. Hg. von Johannes Fried, Sigmaringen 1996 (Vorträ- ge und Forschungen 43); Hermann, Hans-Georg: Frieden. In: Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte, 2. völlig überarbeitete Ausgabe. Hg. von Albrecht Cordes, Bd. 1, Berlin 2008, 1807–1821. 2 Hentig, Hans von: Der Friedensschluss. Geist und Technik einer verlorenen Kunst. München 1965; unter medien- geschichtlichem Aspekt der Sammelband: Friedensschlüsse. Medien und Konfliktbewältigung vom 12. bis zum 19. Jahrhundert. Hg. von Bent Jörgensen, Raphael Krug und Christine Lüdke, Augsburg 2008 (Documenta Augustana 18); Duchhardt, Heinz: Friedensvertrag. In: Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte, 2. völlig überarbeitete Aus- gabe. Hg. von Albrecht Cordes, Bd. 1, Berlin 2008, 1821–1824. 3 2000 Jahre Varusschlacht. Imperium, Konflikt, Mythos. Hg. von Stefan Burmeister, Herwig Kenzler und Stephan Berke, Stuttgart 2009, Bd. 1–3; 1636 – ihre letzte Schlacht. Leben imDreißigjährigen Krieg. Hg. von Sabine Eickhoff und Franz Schopper, Stuttgart 2012; Roms vergessener Feldzug. Die Schlacht am Harzhorn. Hg. von Heike Pöppelmann, Korana Deppmeyer und Wolf-Dieter Steinmetz, Darmstadt 2013 (Veröffentlichungen des Braunschweigischen Lan- desmuseums 115); Krieg. Eine archäologische Spurensuche. Begleitband zur Sonderausstellung im Landesmuseum
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