Leseprobe
Johann Caspar Hindersin (1667–1738) und seine Rolle als Hausarchitekt der Familie Dohna in Ostpreußen 39 q einemEntwurf, der dasWohngebäude beibehalten sollte. Wahrscheinlich kannten sich Alexander und der Fes- tungsbauingenieur vomFestungsbau in Pillau (Baltijsk), wo Alexander 1692 Gouverneur war, möglicherweise aber auch bereits aus Berlin. 27 Alexander verfolgte ab 1679 eine steile militärische Karriere in Berlin, die ihn 1713 bis zum Rang des Generalfeldmarschalls führte. Seit 1687 saß er im Geheimen Rat, war 1689 Gesandter in Polen. 1695 wurde er Oberhofmarschall und Erzieher des Kronprinzen FriedrichWilhelm (I.). 28 Im Jahre 1711 über- nahm Alexander den Posten für das Retablissement Preußens und hatte damit die Behördenreform inne, was ihn zum höchsten Amtsträger Preußens machte. 29 Broebes war Schüler von Jean Marot (1619–1679) in Paris und gelangte über eine Station in Bremen 1692 nach Brandenburg. 30 Er ist für zahlreiche prominente Entwürfe bekannt, die allerdings überwiegend nicht ausgeführt wurden. Zu seiner Zeit galt Broebes laut Guido Hinterkeuser als der »international versierteste Architekt (...), der im Herzogtum Preußen zur Verfügung stand« . 31 Broebes schlug nun also eine Verlängerung des Baus in Schlobitten umeine zweite Galerie sowie die Er- gänzung von Flügeln im rechtenWinkel zumBaukörper um einen Ehrenhof vor (Abb. 2). 32 Er begann auch mit den Arbeiten, verließ die Baustelle jedoch nach der Fer- tigstellung des Ostflügels 1698, um in Berlin Direktor der Kunstakademie zuwerden. 33 In diesemFlügel residierte bereits im Jahr 1700 Kurfürst Friedrich III. auf demWeg nach Königsberg zur Königskrönung. 34 Ebenfalls Ende des 17. Jahrhunderts hatte Alexander bereits Sassen (Sasiny) gekauft und das mittelalterliche »feste Haus« unter Einbeziehung seines Nordteils in ein barockes Herrenhaus über H-förmigem Grundriss mit Betonung des Mitteleingangs und mit vorgezogenen Flügeln umwandeln lassen. 35 Wen er hier beauftragte, ist unbekannt. 1975 wurde der Bau abgerissen. Nachdem Alexander sich 1704 nach Ostpreußen zurückzog, beauftragte er Johann Caspar Hindersinmit der Wiederaufnahme und Leitung der Umbauten des Schlosses Schlobitten. 36 Vorab erhielt Alexander des- Abb. 2 Schloss Schlobitten, Vorentwurf zur Erweiterung des Abrahamschen Schlosses mit Ausbau der Cour d’honneur. Nachstich von Peter Schenck nach dem Kupferstich von Jean Baptiste Broebes (signiert »I. Broebes del. et f.«), ex: Conspectur et Perspectiva Praetorii de Slobitten in Borussia Burggraviorum et comitum de Dohna. Ende 17. Jahrhundert. Ehemals Schlobitten, Schloss, Archiv (ex: Grommelt/Mertens 1962, 24)
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy MTMyNjA1