Leseprobe

Die Sammlung Mathematische Modelle € € € 70 Modelle für aktuelle mathematische Forschungen, die sich mit höherdimensionalen Struktu- ren befassen, eher unbedeutend sind. Objekte eignen sich als direkte Darstellungsform ledig- lich für einen kleinen Teil mathematischer Themen, und zwar insbesondere für solche mit Bezug zur Ingenieurgeometrie. Dort sind sie auch heute noch als didaktische Hilfsmittel und Anschauungsobjekte beliebt, was die Verortung der Sammlung am Institut für Geometrie begründet. Modelle in der Anfangszeit der Technischen Bildungsanstalt Dresden Die ursprüngliche Sammlung der Technischen Hochschule Dresden und die zugehörigen Un- terlagen wurden bei der Bombardierung Dresdens im Februar 1945 vernichtet. Dementspre- chend haben wir über die frühe Sammlungsgeschichte nur wenige Informationen. Verschie- dene Akteure haben die heutige Sammlung nach dem Zweiten Weltkrieg schrittweise neu aufgebaut und aus Nachlässen zusammengetragen. Das ist der Grund, warum die Samm- lung im Vergleich zu anderen Universitäten wie etwa Göttingen, Tokyo oder Boston lücken- haft erscheint, dafür aber zahlreiche neuere Modelle enthält. Trotz der verheerenden Zäsur von 1945 sind einige historisch wertvolle Unikate aus dem 19. Jahrhundert in Dresden erhal- ten geblieben. Jenseits der Funktion als Lehrmittelsammlung kommt den Modellen deshalb vor allem eine wissenschaftsgeschichtliche Bedeutung zu. Wenn man nach der Bedeutung von mathematischen Modellen in der Anfangszeit der Technischen Bildungsanstalt Dresden fragt, so geraten zunächst ihre Vorbilder in den Blick. An erster Stelle steht die 1795 gegründete École polytechnique in Paris, die den polytechni- schen Schulen in Deutschland als Vorbild diente. Einer der Gründungsväter in Paris war Gas- pard Monge, der mit seinem bahnbrechenden Werk Géométrie descriptive die Anwendung von zeichnerischen Konstruktionen in den technischen Fächern systematisierte. Das wissen- schaftlich korrekte Abbilden auf Grundlage der Geometrie – die Darstellende Geometrie – gehört folgerichtig schon von Anbeginn zu den zentralen Lehrinhalten in Dresden. Der Erfolg der Dresdner Bildungsanstalt resultierte aus der Kombination des wissen- schaftlichen Maschinenbaus nach französischem Vorbild mit dem englischen Prinzip des praktischen Probierens. Angeregt vomBerliner Vorreiter Christian Beuth wurdenModelle und englische Maschinen beschafft, die als Muster für Nachbauten und als Vorlagen für die Fä- cher Modellieren, Maschinenzeichnen und Freihandzeichnen dienten. Die Existenz rein ma- thematischer Modelle lässt sich in den Anfangsjahren dagegen nicht nachweisen. Bemer- kenswert ist allerdings, dassWilhelmGotthelf Lohrmann, der ersteVorsteher der Technischen Bildungsanstalt, zugleich Oberinspektor des Mathematisch-Physikalischen Salons im Zwin- ger gewesen ist. Insofern gibt es vom ersten Standort der Bildungsanstalt, einem Pavillon auf der Brühlschen Terrasse, zumindest zu jener weltweit einzigartigen Sammlung mathemati- scher Instrumente eine starke personelle Verbindung. Bewegliches Modell eines hyperbolischen Paraboloids Vermutlich um 1849 unter Anlei- tung von Théodore Olivier in Paris gefertigt. Messing und Fäden

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